Originaldruck, um 1918.
Mit sechs Fotoabbildungen auf Vorder- und Rückseite nach Aufnahmen von Nikola Perscheid und Groß:
Generaloberarzt Dr. Steuber.
Enver Pascha.
Freiherr Kreß von Kressenstein.
Djemal Pascha und sein Stabschef Ali Fuad Bey.
Türkische Kavallerie bei El Arisch.
Gaza aus der Vogelschau.
Größe 140 x 212 mm.
Mit minimalen Alterungs- und Gebrauchsspuren, sonst sehr guter Zustand.
Hervorragende Bildqualität auf Kunstdruckpapier – extrem selten!!!
100%-Echtheitsgarantie – kein Repro, kein Nachdruck!!!
Besichtigung jederzeit möglich.
100% guarantee of authenticity - not a reproduction, not a reprint!
Visit any time.
Bitte warten, hier kommt gleich ein großes Bild!!!
Aus großem Bildarchiv, weitere Angebote in meinem ebay-shop!
Out of a large archiv, more offers in my ebay shop!
Das Angebot wird als Sammlerstück verkauft - Urheberrechte sind im Kauf ausdrücklich NICHT enthalten!!!
This offer is sold as a collector's item only and no copyrights are being sold here.
Weitere historische Originale finden Sie in meinem ebay-shop!!!
For more original historical prints please take a look in my ebay-shop!!!
Versand ausschließlich per Einschreiben.
Zu Rückgabe und AGB bitte mich-Seite beachten. Die dort hinterlegten Informationen sind verbindlicher Bestandteil dieses Angebots/dieser Artikelbeschreibung!1. Weltkrieg, 1. WK, 1. WK, 1916, 1917, 1918, 1st World War, 20. Jahrhundert, Abzeichen, Adel, Ägypten, Altdeutschland, Arab world, Araber, Arabic, Arabien, arabisch, Arabische Halbinsel, Aristokratie, Armee, Asien, Asien-Korps, Außenpolitik, Der Europäische Krieg, Deutsche Außenpolitik, Deutsche Geschichte, Deutsche Kolonialpolitik, deutsche Militärmission im Osmanischen Reich, Deutsche Orient-Mission, Deutsches Asienkorps, Deutsches Asien-Korps, Deutsches Kaiserreich, Deutsches Orient-Korps, Deutsches Reich, Deutschland, Deutsch-orientalische Beziehungen, Dschihad, Ehrenzeichen, Erster Weltkrieg, Ethnographie, Ethnologie, Flagge, Front, Frontgeschehen, Generalstab, Geopolitik, German, German Empire, German-Turkish friendship, Germany, Glaubenskrieg, Halbmond, Heer, Heerführer, Heerwesen, Heiliger Krieg, Heiliger Oorlog, Heiliges Land, Heldenkampf, Heldenkraft, Heldenleben, Heldentaten, Heldentum, Herrscher, Historically, Historisch, Historische Bilder, history, Hochadel, Islam, Islamic, Jihad, jihad proclamation, Jihad Verkündigung, jihadization, Kaiserliches Asienkorps, Kaiserzeit, Kameradschaft, Kampf, Kampftruppe, Kleinasien, Kolonialpolitik, Krieg im Heiligen Land, Krieger, Kriegführung, Kriegsauszeichnung, Kriegsbilder, Kriegs-Bilder, Kriegsfotografie, Kriegsführung, Kriegsgebiet, Kriegsgeschichte, Kriegsheld, Kriegsjahr 1916, Kriegsjahr 1917, Kriegsjahr 1918, Kriegskameraden, Kriegsland, Kriegsschauplatz, Kriegsschauplätze, Landeskunde, Landesverteidigung, Landser, Levante, Militär, Militärgeschichte, Militaria, military, Mohammedaner, Monarchie, Monarchy, Muslime, Muslims, Naher Osten, nostalgia, Nostalgie, Offizier, Offiziere, Opfergang, Orden, Orient, Orientalismus, Orientalistik, Ortsansichten, Ortsgeschichte, Ortskunde, Osmanen, osmanisch, Osmanischer Halbmond, Osmanisches Reich, Ottoman Army, Ottoman Empire, Ottoman jihad, Ottoman Palestine, Ottomanisches Reich, Palästina, Palästinafeldzug, Palästinafront, Palestine, Patriotismus, Persönlichkeiten, Politikgeschichte, Religionskrieg, religious duty, Ruhmestaten, Sinai, Sinaifront, Sinai-Front, Sinai-Wüste, Soldat, Soldaten, Sub-Saharan Africa, Südostfront, Syrian, Syrien, Tapferkeit, Topographie, Tropen, Tropenuniform, Truppe, Türkei, Türken, türkisch, Türkische Geschichte, türkische Heeresleitung, Türkisches Reich, Turkish, Türkiye, Uniform, Vaterland, Verbündete, Völkerkunde, Volksheld, Vorderasien, Vorderer Orient, Weltkrieg 1914-1918, Wilhelminische Ära, wilhelminische Epoche, wilhelminische Weltpolitik, Wilhelminisches Kaiserreich, Wilhelminisches Zeitalter, World War 1, Wüste, Wüstengebiet, Wüstenkrieg, Wüstentruppe, WWI, Zeitgeschehen, Zeitgeschichte, الخليل, الشام, القدس , تل أبيب, تل أبيب يافا , دمشق, دمشق Dimaschq, مصر Miṣr Die Heeresgruppe Yıldırım (oder Jildirim, osmanisch für „Blitz“), auch Heeresgruppe F war im Ersten Weltkrieg eine Heeresgruppe der Osmanischen Armee, die an der Palästinafront eingesetzt wurde und von 1917 bis zum Kriegsende bestand. Sie bestand aus der 4., 7. und 8. osmanischen Armee, letztere waren neue Formationen. Ihr erster Oberbefehlshaber war ab Juni 1917 der frühere preußische Kriegsminister und Generalstabschef Erich von Falkenhayn und vom 25. Februar 1918 bis zum Kriegsende General der Kavallerie Otto Liman von Sanders. Nach dem Waffenstillstand von Mudros vom 30. Oktober 1918 übernahm Mustafa Kemal das Kommando bis zu ihrer Auflösung wenige Tage später. Der Heeresgruppe war das deutsche Asien-Korps zugeordnet. Gliederung Osmanische 4. Armee: Befehlshaber Cemal Mersinli VIII. Korps: Befehlshaber Yasin Hilmi Bey II. Korps: Befehlshaber Galatalı Şevket Bey Osmanische 7. Armee: Befehlshaber Mustafa Kemal III. Korps: Befehlshaber İsmet İnönü XX. Korps: Befehlshaber Ali Fuat Cebesoy Osmanische 8. Armee: Befehlshaber Cevat Çobanlı XXII. Korps: Befehlshaber Refet Bele Asien-Korps (Generalmajor von Frankenberg und Proschlitz) Nicola Perscheid, eigentlich Nikolaus Perscheid, bedeutender deutscher Fotograf und einer der ersten Berufsfotografen Deutschlands. Geboren am 3. Dezember 1864 in Moselweiß; gestorben am 12. Mai 1930 in Berlin. Im Jahr 1891 wurde er zum „Königlich Sächsischen Hofphotograph“ ernannt und war in den folgenden Jahrzehnten ein gefragter Porträtfotograf. Um 1920 entwickelte er ein Objektiv mit weichzeichnendem Effekt, weshalb es gerne für Porträtaufnahmen eingesetzt wurde. Leben Nicola Perscheid wurde 1864 als Sohn von Andreas Perscheid und Gertrud Wirgens in Moselweiß bei Koblenz geboren. Seine Vorfahren waren Weinbauern aus Spanien und Portugal, die sich nach ihrem ersten Besiedlungsort am Rhein Perscheid nennen mussten. Nicola Perscheid heiratete später die Astrologin Claire Günther. Der gemeinsame Sohn Lothar Perscheid wurde ein beliebtes Fotomotiv Nicola Perscheids. Nicola Perscheid absolvierte seine Lehre zum Fotograf ab 1879 im Atelier Reuss und Möller in Koblenz. Nach seiner Ausbildung arbeitete er erst im Atelier Paul Strnad in Erfurt und von 1887 bis 1889 im Atelier Beer in Klagenfurt, wo er als Retuscheur angestellt war. Im Jahr 1891 eröffnete Nicola Perscheid sein erstes eigenes Atelier in Görlitz, was auf Porträtfotografie spezialisiert war. Ein Jahr später wurde er zum „Königlich Sächsischen Hofphotograph“ ernannt. Auch nach seinem Umzug nach Leipzig im Jahr 1894 blieb er der Porträtfotografie treu und wurde durch die Vermittlung von Max Klinger mit Künstlern der Stadt bekannt. Klinger wurde in den folgenden Jahren immer wieder von Nicola Perscheid fotografiert. Um die Jahrhundertwende nahm Nicola Perscheid an zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland teil, wodurch er mit den neusten Entwicklungen auf dem Gebiet der Fotografie bekannt wurde. Aus dem Jahr 1900 stammen erste Pinatypien, so zum Beispiel die Dreifarben-Pinatypie Frl. Jungmann, eines der ersten Farbbilder Perscheids. Nicola Perscheids Fotografien waren gefragt und so konnte er im Jahr 1905 bereits vom Erlös seiner Werke leben und in Berlin sein Atelier W9 auf der Bellevuestraße 6a eröffnen. Im Jahr 1909, dem Höhepunkt Nicola Perscheids kreativer Entwicklung, erhielt er die Große Silberne Staatsmedaille des Deutschen Photografen-Vereins, die als bedeutendste Auszeichnung für Fachfotografen galt. Nach 1909 ist in Nicola Perscheids Werk keine künstlerische Weiterentwicklung mehr erkennbar. Neben seiner Arbeit als Fotograf wandte er sich auch der Weiterbildung von Nachwuchsfotografen zu und hielt Vorträge in Deutschland, Dänemark und Schweden. Zu seinen Schülern zählten unter anderem Madame d’Ora, Arthur Benda, Toragorō Ariga (1890–1993), Peter-Paul Atzwanger (1888–1974), Uno Falkengren (1889–1964) und Henry B. Goodwin (1878–1931). Nicola Perscheid fotografierte unzählige berühmte Persönlichkeiten seiner Zeit. Viele Fotografien schuf er dabei honorarfrei, um sie im Gegenzug werbend für eigene Ausstellungen oder Prospekte zu nutzen. Er war ein Liebling der Berliner Gesellschaft und unter anderem mit Max Liebermann, Lovis Corinth und Hugo von Habermann befreundet. Im Alter litt Perscheid zunehmend an Geldnot, was neben der allgemeinen wirtschaftlichen Lage auch an der persönlichen Exzentrik Perscheids lag. Er lebte seinem Hang zum Luxus und seine Verschwendungssucht auch noch in Zeiten aus, in dem ihm dies finanziell eigentlich nicht mehr möglich war. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich zudem, so klagte Perscheid seit 1925 über nervliche Probleme, die auch sein Hausarzt nicht heilen konnte. Nicola Perscheid starb verarmt 1930 in Berlin, sein Atelier war bereits zu Lebzeiten aufgelöst worden. Stil Motiv Nicola Perscheid war Zeitgenossen als Porträtfotograf ein Begriff. Er porträtierte als Hofphotograph unter anderem König Albert von Sachsen und seinen Bruder, den späteren König Georg. Im Zuge des Ersten Weltkrieges entstanden Porträts unter anderem von Hermann Göring, Manfred von Richthofen und Theobald von Bethmann-Hollweg. Auch Wissenschaftler, Schriftsteller, Ordensmänner und Maler porträtierte Nicola Perscheid, zahlreiche Bildnisse von Schauspielern gelangten zudem als Autogrammkarten auf den Markt. Dabei lieferte Nicola Perscheid vor allem in den 1920er Jahren auch Konsum-Massenware, die auf künstlerischer Ebene nicht mit seinen Werken um die Jahrhundertwende mithalten können. Weniger bekannt ist der Landschaftsfotograf Nicola Perscheid. Bereits während seiner Lehrzeit in Klagenfurt hatte er sich der Landschaftsfotografie gewidmet und auch in späterer Zeit, jedoch seltener, Landschaften fotografiert. Technik Zu Beginn seiner Laufbahn arbeitete Nicola Perscheid hauptsächlich mit dem zeittypischen Gummidruck. So entstand zum Beispiel 1901 in Blau-Schwarz das Werk Der Schnitter (auch Bauer mit Sense genannt), das Perscheid zeitlebens als seine beste Arbeit empfand. Es befindet sich heute mit weiteren Gummidrucken Perscheids im Besitz des Kupferstichkabinetts Dresden. Nicola Perscheid begann um 1900, mit neuen Entwicklungsverfahren zu experimentieren. Dabei wandte er sich unter anderem der Pinatypie zu, mit deren Dreifarbenverfahren erste Farbbilder entstanden. Für die Herstellung farbiger Pinatypien wurden zwei Platten benötigt, die zwischen 15 und 25 Sekunden belichtet werden mussten. Modelle durften sich in dieser Zeit nicht bewegen, weswegen Nicola Perscheid in seinen Broschüren Werbung für eine von ihm entwickelte Rückenstütze abdruckte, von der angeblich „das Gesicht [profitiert]. Es wird frei für den Wesensausdruck, für seine eigentliche Physiognomie“, die seinen Modellen jedoch nur ein ruhiges Stehen oder Sitzen ermöglichen sollte. Sein bevorzugtes Positiv-Verfahren war jedoch der kontrastreiche Pigmentdruck. In Zusammenarbeit mit der „Emil Busch A. G. Optische Industrie“ entwickelte Nicola Perscheid das sogenannte Busch-Nicola-Perscheid-Objektiv, ein Aplanat. Seine Blendeneinstellung beeinflusste die Weichzeichnung der Abbildung. Es kam 1921 auf den Markt und wurde in den folgenden Jahren häufig für Porträtaufnahmen genutzt, auch wenn die Zeit der Kunstfotografie mit Gummidruck und Weichzeichner seit Ende des Ersten Weltkriegs aus der Mode kam und stattdessen der Realismus in der Fotografie angestrebt wurde. Dennoch erlernte noch Rosemarie Clausen als Lehrling im Atelier Becker & Maas die Fotografie mit dem Busch-Nicola-Perscheid-Objektiv. Nach 1921 zeigen Nicola Perscheids Fotografien den bevorzugten Einsatz des Busch-Nicola-Perscheid-Objektivs, das auch das Licht weicher zeichnete. Im Gegensatz zu vielen seiner Kollegen verzichtete Nicola Perscheid auf eine verfremdende Retouchierung eines Fotos. „Er ist ein Feind der Retouche im Sinne dessen, was man bei der Portraitphotographie bisher darunter verstand, und doch kennt er Retouche, das Ausgleichen technischer, das Fortnehmen eines aufdringlichen Lichteffekts, die diskrete Aufhellung der Schatten. Er sucht die Hauptaufgabe des Portraitisten in der Wahrung des Eigenartigen, Persönlichen des Menschen, nie im Effekt.“ – ELISABETH VON IGEL, 1905 Bedeutung Nicola Perscheids Arbeit war bei Zeitgenossen beliebt und geachtet. Obwohl unter seinen Schülern später berühmte Fotografen wie Madame d'Ora oder Arthur Benda waren, die das Andenken an Nicola Perscheid zu bewahren trachteten, galt Perscheid schon zum Zeitpunkt seines Todes als vergleichsweise „altmodisch“. „Im Laufe der Jahre hat Perscheid wohl die meisten Persönlichkeiten, die in der Oeffentlichkeit einen Namen haben, porträtiert, und er hat viele davon überzeugt, daß mittels Photographie [...] künstlerisch Wertvolles erreicht werden kann, seine Stärke liegt aber unstreitig im lebendigen Erfassen der Persönlichkeit. Das ist wohl das höchste Lob, was einem Künstler zugebilligt werden kann, aber leider fast zu wenig für die Gegenwart, die einen Bluff liebt und die schillernde Schale preist: Wenn die Sache nur von sich reden macht.“ – ARTUR RANFT, 1930 Nicola Perscheid wurde von Zeitgenossen häufig als Kunstfotograf angesehen, deren Mittel wie Gummidruck oder Busch-Nicola-Perscheid-Objektiv – um 1930 bereits als „unmodern“ angesehen – malerische Wirkungen der Fotografie anstrebten. Schon L. Fritz Gruber begann daher seinen Beitrag Über Nicola Perscheid mit der Anmerkung, „der Name [Perscheid] weckt Erinnerungen nur bei den Älteren“. Ahmet Cemal (ältere Transkription: Ahmed Djemal), bekannt als Cemal Pascha (* 6. Mai 1872 in Mytilini auf Lesbos; † 21. Juli 1922 in Tiflis, Georgien), war jungtürkischer Nationalist, General (Pascha) und führendes Regierungsmitglied des Osmanischen Reichs. Herkunft und Aufstieg Ahmet Cemal wurde in Midilli auf der Insel Lesbos als Sohn eines Militärarztes geboren. Von Kind an war ihm die militärische bzw. militärärztliche Laufbahn vorgegeben; er promovierte als Chirurg. Als junger Offizier schloss er sich der jungtürkischen Bewegung an und war gemeinsam mit Ziya Gökalp und Mehmet Talaat Gründer des Komitees für Einheit und Fortschritt. Ziel dieser Partei war die Übernahme der Regierung durch die Jungtürken und die grundlegende Erneuerung des türkischen Staatswesens. Als führendes Mitglied im Komitee für Einheit und Fortschritt übernahm Ahmet Cemal die politische Aufgabe, den Einfluss der jungtürkischen Bewegung im türkischen Offizierscorps zu stärken. Jungtürkische Revolution Unter der Führung des charismatischen Ismail Enver kam es 1908 in Thessaloniki zur offenen militärischen Rebellion der Jungtürken. Ahmet Cemal hatte großen Anteil daran, dass sich viele Offiziere und Mannschaften dem Aufstand anschlossen, was letztlich entscheidend für den Erfolg der Jungtürkischen Revolution war. Die militärische Überlegenheit der aufständischen Truppen zwang die bisherige absolutistische Regierung des Sultans zum Nachgeben. Am 24. Juli 1908 musste Sultan Abdülhamid II. die liberale Verfassung des Großwesirs Midhat Pascha von 1876 wieder in Kraft setzen, die er 1878 selbst suspendiert (aber nie formell abgeschafft) hatte, außerdem die Zensur aufheben, eine Amnestie erlassen und reaktionäre Regierungsmitglieder entlassen. Gegen die Regierungsbeteiligung der Jungtürken unternahmen reaktionäre Kräfte am 13. April 1909 einen Putschversuch, den revolutionäre Truppen unter der Führung Cemals und Envers in wenigen Tagen niederschlugen. Danach entthronten die Jungtürken Sultan Abdülhamid II., den sie für den Putschversuch verantwortlich machten, und ersetzten ihn durch seinen als liberal geltenden, auf jeden Fall jedoch politisch gefügigeren Bruder und Thronfolger Mehmed V.. Zeit als Generalgouverneur und Minister Bereits beim jungtürkischen Aufstand von 1908 eine führende Figur im Militär-Netzwerk dieser Partei, hatte sich Cemal im Frühjahr 1909 erfolgreich an der Niederschlagung des konservativen Gegen-Putsches in Konstantinopel beteiligt. Gleichwohl spielte er zunächst innerhalb der jungtürkischen Regierung nur eine nachgeordnete Rolle in der „zweiten Reihe“. Anfang 1909 zum Zivilgouverneur (Wali) einer kleinasiatischen Provinz in der Nähe Konstantinopels ernannt, wurde Cemal bereits im August 1909 als Gouverneur (Wali) der Provinz Adana in Kilikien eingesetzt, wo es im Frühjahr 1909 zu schlimmen muslimischen Massakern an der armenischen Minderheit gekommen war. Cemal gelang es, die angespannte Situation zu beruhigen – er setzte die durch Revolution und Gegenputsch ins Wanken geratene Staatsverwaltung wieder durch und gründete, wie US-Botschafter Henry Morgenthau senior noch 1914 anerkennend festhielt – sogar ein Waisenhaus für armenische Kinder, deren Eltern ermordet worden waren. Um angesichts der drohenden britischen Expansion in Palästina, Syrien, Arabien und Mesopotamien die dortige militärische und politische Lage zu stabilisieren, übernahm Cemal Bey 1911 das Amt des Generalgouverneurs von Bagdad. Aufgrund der militärischen Niederlage des Osmanischen Reiches im italienisch-türkischen Krieg, die 1911/12 zu erheblichen Gebietsverlusten in Nordafrika und im Dodekanes führte, und aufgrund ihrer zunehmenden Unterdrückung der zahlreichen nicht-türkischen Minderheiten verspielten die Jungtürken jedoch 1912 für kurze Zeit die Macht. Im Juli 1912 wurde die jungtürkische Regierung, der man die Niederlage gegen Italien und die Desorganisation in der Armee anlastete, durch die probritische liberale Partei Freiheit und Einheit gestürzt, der sich auch Vertreter der alten Regierungselite aus der Regierungszeit Abdül Hamids II. anschlossen. Diese Regierung – ihrerseits durch die Jungtürken und deren Anhänger im Offizierskorps bedroht, die sie hart verfolgte – sah sich ab Oktober 1912 ihrerseits mit einem neuen Krieg („Erster Balkankrieg“) gegen die das Osmanische Reich angreifenden Balkanstaaten Montenegro, Serbien, Bulgarien und Griechenland konfrontiert – einen Krieg, den die schlecht organisierte und geführte und zudem im Offizierskorps politisch gespaltene osmanische Armee unerwartet rasch und eklatant verlor. Bis Anfang 1913 ging fast der gesamte osmanische Balkan (damals noch Albanien, Kosovo, Makedonien und Thrazien) an die Angreifer verloren. Die Bereitschaft der liberalen Regierung, diese Gebietsverluste zu akzeptieren und sogar die alte Sultansresidenz Edirne in nächster Nähe der Hauptstadt Konstantinopel abzutreten, führte zu heftiger öffentlicher Unruhe und bereitete dem Militärputsch der Jungtürken unter Enver Bey im Januar 1913 den Weg. Cemal Bey, der mit dem Machtwechsel vom Juli 1912 sein Bagdader Amt verloren und am Balkankrieg als Oberst teilgenommen hatte, stieg erst durch diesen Putsch von 1913 in die engste Führung der Jungtürken auf. Er wurde zum Generalleutnant (mit dem Titel „Pascha“) und zugleich zum Militärgouverneur der Hauptstadt Konstantinopel ernannt – ein Amt, das ihn auch zum Chef der dortigen Geheimpolizei machte, um die Sicherheit der neuen Regierung zu gewährleisten. Die neue jungtürkische Regierung unter Großwesir Marschall Mahmud Shevket Pascha musste zunächst ebenfalls den Verlust fast der gesamten europäischen Türkei inklusive Edirnes akzeptieren. Im Sommer 1913, als die siegreichen Balkanstaaten miteinander um die territoriale Beute kämpften, beteiligte sich jedoch auch das Osmanische Reich am Krieg gegen das isolierte Bulgarien und konnte diesem im Zweiten Balkankrieg Edirne wieder abnehmen. Zuvor hatte die jungtürkische Putschregierung mehrere Verschwörungen (sowohl aus Kreisen der gestürzten liberalen Partei als auch aus oppositionellen Fraktionen der Jungtürken selbst) und – freilich um den Preis der Ermordung ihres Großwesirs Shevket Pascha – sogar einen Gegenputsch im Juni 1913 überstanden. Unter dem neuen Großwesir Prinz Said Halim Pascha stiegen daraufhin Talaat Bey, Enver Pascha und Cemal Pascha zu einem Triumvirat mit nahezu diktatorischen Vollmachten innerhalb der Regierung auf. Cemal Pascha trat Ende 1913 als Minister für öffentliche Arbeiten in die Regierung ein und sicherte durch sein Organisationstalent, aber auch durch seine guten diplomatischen Kontakte zur französischen Regierung eine wichtige französische Anleihe für seinen Staat. Um – ähnlich wie dies Kriegsminister Enver Pascha für die Armee bereits durchführte – den strukturellen und personellen Erneuerungsprozess in der osmanischen Kriegsmarine voranzutreiben, wurde Cemal Pascha jedoch bereits im Februar 1914 zum Marineminister ernannt. Als solcher führte er im Juli 1914 geheime Bündnisverhandlungen mit Frankreich, die jedoch in Paris auf Zurückhaltung stießen; nach seiner Rückkehr nach Konstantinopel musste Cemal feststellen, dass eine andere Führungsgruppe innerhalb der Regierung – allen voran Said Halim, Talaat und Enver – ein Militärbündnis mit Deutschland abgeschlossen hatten. Cemal fügte sich, zumal seine eigene Bündnisoption gescheitert war, drang jedoch nach Beginn des Ersten Weltkrieges im August 1914 erfolgreich darauf, den Kriegseintritt des Osmanischen Reiches auf Seiten Deutschlands so lange zu verzögern, bis die Mobilmachung abgeschlossen war. Gerüchte, Cemal habe grundsätzlich gegen diesen Kriegseintritt erfolglos opponiert, wurden von ihm selbst nach 1918 entschieden bestritten. Im Herbst 1914 schließlich provozierte das Osmanische Reich durch einen Angriff seiner Flotte auf den russischen Kriegshafen Sewastopol die Kriegserklärung der Entente. Mit Kriegsbeginn sah sich Cemal Pascha aus der Regierung und dem Führungszirkel der Jungtürken faktisch verdrängt, indem er auf Bitten Envers fern der Hauptstadt die militärische Führung im Nahen Osten gegen die Briten übernahm. Formell blieb Cemal zwar Marineminister, doch wurde dieses Ressort fortan faktisch durch Enver mitverwaltet. Als Militärbefehlshaber und Generalgouverneur von Syrien (Damaskus) war Cemal mitverantwortlich für den 1915 von der jungtürkischen Regierung angeordneten Völkermord an den Armeniern in Form der Zwangsdeportation großer Teile der armenischen Bevölkerung des Osmanischen Reiches aus Kleinasien in die syrische Wüste. Was als militärisch bedingte „Evakuierung“ einer politisch unzuverlässigen Minderheit aus bedrohten Kriegsgebieten getarnt wurde, war in Wahrheit eine von der jungtürkischen Führung um Talaat zentral organisierte „endgültige Lösung“ dieses Minderheitenproblems durch Völkermord. Cemal scheint an dieser Entscheidung der Führungsspitze nicht beteiligt gewesen zu sein. Nach Einschätzung deutscher Diplomaten habe er „persönlich die Vernichtung der Armenier nicht gewollt“, allerdings auch „nicht aufzuhalten vermocht“ (Konsul Rößler, Aleppo, an den Reichskanzler, 3. Januar 1916). Doch nicht nur auf den Transporten, sondern auch im syrischen Aufnahmegebiet, für das er Verantwortung trug, kamen viele Armenier durch Hunger, Krankheit oder gewaltsame Übergriffe ums Leben. Viele Armenier betrachten Cemal daher bis heute als „Aufseher des Völkermords“. Eben deshalb wurde Cemal ab 1918 von der Entente als Kriegsverbrecher gesucht, im Osmanischen Reich als solcher zum Tod verurteilt und schließlich von einer armenischen Geheimorganisation ermordet. Scharf ging Cemal in Syrien und Palästina sowohl gegen arabische Nationalisten wie auch jüdisch-zionistische Siedlungen vor. 1915 und 1916 wurden Führer arabischer Geheimgesellschaften in Damaskus und Beirut verhaftet, unter Folter verhört und von Militärtribunalen zum Tod verurteilt. Cemal rechtfertigte 1916 sein Vorgehen in dem Buch La verité sur la question syrienne. Gegen die zionistische Siedlungsbewegung in Palästina wollte Cemal mit harter Hand vorgehen. Sein Plan einer Vertreibung der seit der ersten Alija eingewanderten „ausländischen“ Juden wurde allerdings von der Regierung in Istanbul aufgehalten, nachdem das Deutsche Reich und die USA diplomatisch interveniert hatten. Das Angebot von David Ben Gurion und Jizchak Ben Zwi, ein jüdisches Freikorps zur Verteidigung der osmanischen Herrschaft in Palästina aufzubauen, beantwortete Cemal mit der Ausweisung der beiden sozialistisch-zionistischen Politiker. Im Frühjahr 1917 ordnete er die „Umsiedlung“ jüdischer Siedler aus Jaffa an, die der Kollaboration mit dem britischen Feind beschuldigt wurden, und erwog darüber hinaus, auch die jüdische Zivilbevölkerung Jerusalems deportieren zu lassen. Es kam zu Ausschreitungen und Morden durch osmanische Soldaten. Erneut verhinderte nicht zuletzt das Veto des deutschen Auswärtigen Amtes eine mit dem Armeniermassaker vergleichbare Tragödie. Die militärische Bilanz Cemals als Oberbefehlshaber der 4. Armee in Syrien war zwiespältig. Osmanische Angriffe auf das britische Ägypten verliefen 1915/16 unglücklich, Arabien und der heutige Irak gingen an die Briten verloren. Erfolge erzielte Cemal bei der Abwehr britischer und arabischer Angriffe auf Palästina, die er im März und April 1917 in zwei Schlachten in der Nähe von Gaza zurückwarf. Als sich die desolate militärische Lage in Ostanatolien, wo die Russen gegenüber den Osmanen größere Territorialgewinne erreicht hatten, infolge der Februarrevolution und erst recht der Oktoberrevolution 1917 und des folgenden Ausfalls Russlands als Kriegsgegner überraschend zum Günstigen wendete, übernahm Cemal Ende 1917 in Konstantinopel effektiv wieder das Amt des Marineministers, das er bis zur Kriegsniederlage vom Herbst 1918 innehatte. Im Windschatten der deutschen Siege konnten die Jungtürken mit dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk vom 3. März 1918 den Wiedergewinn der 1878 an Russland abgetretenen Distrikte Kars, Ardahan und Batumi feiern. Im Sommer 1918 konzentrierte sich der osmanische Generalstab auf die Eroberung des bisher russischen Aserbaidschan und damit auf die Errichtung eines „pantürkischen Reiches“ bis nach Usbekistan und Turkestan, vernachlässigte jedoch den Abwehrkampf gegen die Briten. Kurz nach dem erfolgreichen Einmarsch der osmanischen Truppen in Baku am Kaspischen Meer brach die osmanische Front in Palästina zusammen. Als sich Ende Oktober 1918 auch die Armeen der Verbündeten Österreich-Ungarn und Bulgarien auflösten und die Kriegsniederlage Deutschlands feststand, war der Erste Weltkrieg für das Osmanische Reich plötzlich verloren. Daraufhin brach das jungtürkische Regime wie ein Kartenhaus zusammen. Nach Unterzeichnung des Waffenstillstands in Mudros am 30. Oktober 1918 musste Cemal (ebenso wie Talaat und Enver) aus Konstantinopel fliehen, um der Verhaftung und Verurteilung durch die neue liberale Regierung zu entgehen, die mit den Siegermächten der Entente zusammenarbeitete und auch den Völkermord an den Armeniern ansatzweise juristisch zu ahnden versuchte. Auch Cemal wurde 1919 in Abwesenheit wegen Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt. Am 2. November 1918 gelangte das entmachtete Triumvirat mit deutscher Hilfe nach Berlin, wo Cemal (anders als Talaat, der dort blieb und 1921 ermordet wurde) jedoch nur kurze Zeit lebte. Cemal wollte – ebenso wie Enver – den Krieg gegen Großbritannien in Mittelasien fortsetzen. Zu diesem Zweck kooperierte er mit den Bolschewiki in Russland, die ihn 1919 über Moskau nach Afghanistan reisen ließen, wo er als Militärberater der afghanischen Armee den erfolgreichen Unabhängigkeitskrieg gegen Großbritannien unterstützte. Cemal wirkte auch bei der Anbahnung militärisch-ökonomischer Kooperationen mit zwischen Sowjetrussland und der türkischen Nationalbewegung um Kemal Atatürk, in der sich viele ehemalige Jungtürken sammelten. Durch diese weit verzweigten Aktivitäten geriet Cemal ins Blickfeld armenischer Verfolger, die sich an den ehemaligen jungtürkischen Machthabern für den Tod so vieler Angehöriger ihres Volkes rächen wollten. Am 25. Juli 1922 wurde Cemal in der georgischen Hauptstadt Tiflis von dem geheimen armenischen Kommando Operation Nemesis durch Stepan Dzaghigian und Artashes Kevorkian erschossen. In seinem Todesjahr erschienen in Deutschland Cemals Memoiren „Erinnerungen eines türkischen Staatsmannes“, in denen er seine eigene Verantwortung für den Genozid an den Armeniern bestritt und diesen gleichzeitig dadurch zu relativieren versuchte, dass er den Völkermord als Reaktion auf eine angeblich von westlichen Mächten geplante Aufteilung des Osmanischen Reiches darstellte. Fu’ad I., mit vollem Name Ahmad Fuad I. Pascha, (arabisch فؤاد الأول Fu’ad al-awwal, DMG Fuʾād al-auwal, türkisch Fuad oder Ahmed Fuad Paşa, oft als Fuad transkribiert; * 26. März 1868 in Kairo; † 28. April 1936 in Kairo) aus der Dynastie des Muhammad Ali war von 1917 bis 1936 der neunte Herrscher von Ägypten und des Sudan aus dieser Dynastie. 1917 bestieg er nach dem Tod von Hussein Kamil den Thron des Sultanats Ägypten. Nach der Unabhängigkeit von Großbritannien wurde er 1922 König von Ägypten und des Sudan. Fu’ad war konservativ eingestellt und lehnte die parlamentarische Demokratie in Ägypten ab. Dennoch bedeutete sein Antreten als amtierender König eine gewisse Liberalisierung und viele gesellschaftliche Freiheiten. Wegen seiner Ablehnung des weiterhin bestehenden britischen Einflusses erlangte er aber im Königreich große Popularität. Seine Regierungszeit war wesentlich vom Wirken der nationalistischen Wafd-Partei geprägt, welche Ägyptens wirtschaftliche Modernisierung forcierte und oft mit dem Monarchen im Konflikt stand. Nachfolger von Fu’ad I. wurde dessen Sohn Faruq I., welcher 1937 zum zweiten König gekrönt wurde. Frühere Jahre Fu’ad wurde 1868 im Giza-Palast in Kairo als siebter Sohn des Khediven (Vizekönig) des osmanischen Khedivat Ägypten Ismail Pascha geboren. Seine Mutter war Farial Kadin. Vor seiner nicht vorhergesehenen Thronbesteigung hatte der Prinz eine wichtige Rolle bei der Schaffung der Universität Kairo. Er wurde der erste Universitätsrektor im Jahr 1908 und blieb im Amt bis zu seinem Rücktritt im Jahr 1913. Im gleichen Jahr versuchte er sich erfolglos auf den Thron von Albanien, welches seine Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich erhalten hatte, zu setzen. Zu dieser Zeit wurden Ägypten und der Sudan von seinem Neffen Abbas II. regiert und die Tatsache, dass Fu’ad in der Thronfolge weit hinten lag, hatten ihn dazu ermutigt. Von 1915 bis 1918 diente Fu’ad als Präsident der ägyptischen geographischen Gesellschaft. Ehe und Kinder Fu’ad heiratete am 30. Mai 1895 seine erste Frau im Abbasiya-Palast in Kairo. Es handelte sich dabei um die einflussreiche türkische Aristokratin Shivakiar Khanum Effendi. Das Paar hatte zwei Kinder, darunter einen Sohn, Ismail Fu’ad, der kurz nach seiner Geburt 1896 starb, und 1897 eine Tochter, Fawkia. 1898 trennte sich das Paar nach einem heftigen Streit. Seine zweite Frau heiratete der Monarch im Bustan-Palast in Kairo am 24. Mai 1919. Sie war Nazli Sabri (1894–1978), Tochter einer politisch und wirtschaftlich einflussreichen ägyptischen Adelsfamilie. Das Paar hatte fünf Kinder, darunter der zukünftige König Faruq und vier Töchter. Wie bei seiner ersten Frau war Fu’ads Beziehung mit seiner zweiten Frau auch stürmisch. Das Paar stritt sich ständig und Fu’ad verbot Nazli sogar den Palast zu verlassen. Shivakiar Khanum Effendi (1876–1947) Kinder Ismail Fu’ad (1896–1896) Fawkia (1897–1974) Nazli Sabri (1894–1978) Kinder Faruq (1920–1965) Fausia (1921–2013) (Königin des Iran) Faisa (1923–1994) Faika (1926–1983) Fathia (1930–1976) Herrschaft Fu’ad I. bestieg den Thron des Sultanats Ägypten (seit seiner Errichtung 1914 britisches Protektorat) nach dem Tod seines Bruders Hussein Kamel am 9. Oktober 1917. Zunächst regierte er weitgehend konstitutionell und setzte einige liberale Reformen durch. Seine anfängliche Herrschaft war durch die zunehmenden Spannungen mit der britischen Kolonialmacht, welche von Ägypten aus seit 1914 das Osmanische Reich bekämpfte, geprägt. Das Ende des Ersten Weltkriegs löste 1919 eine Revolution aus, die sich für die Unabhängigkeit Ägyptens und mehr Demokratie einsetzte. Die Erhebung erfasste das ganze Land und Fu’ad I. setzte sich an ihre Spitze, was ihm die Anerkennung von großen Bevölkerungsteilen einbrachte. In der Zeit nach der Revolution von 1919 beendeten die Birten das Protektorat über Ägypten und erkannten es mit der Deklaration der Unabhängigkeit Ägyptens als souveränen Staat am 28. Februar 1922 an. Trotz gewisser Einschränkungen der neuen Unabhängigkeit nutzte Fu’ad I. die nationalistische Hochstimmung und proklamierte sich am 15. März 1922 mit einem Dekret zum ersten König von Ägypten und Herrscher des Sudan. Sein neues Reich, welches zu den größten zusammenhängenden unabhängigen Staaten weltweit gehörte, erlebte eine Phase wichtiger gesellschaftlicher, politischer und wirtschaftlicher Reformen. Im Frühjahr 1923 besiegelte eine neue Verfassung die parlamentarische Demokratie. Der König lehnte diese, trotz seiner immer noch starken verfassungsrechtlichen Stellung, ab und schaltete sich häufiger in das politische Tagesgeschäft ein, als der meist regierenden Wafd-Partei lieb war. Nach einer schweren Krise mit Großbritannien im November 1924 um den Status des gemeinsam verwalteten Sudan löste der Monarch am 24. Dezember das Parlament auf, welches erst im Januar 1924 gewählt worden war, und entließ den populären Premierminister Saad Zaghlul. Es folgten meist instabile Minderheitsregierungen und nur kurze Legislaturperioden des Parlaments. Dennoch gelang es Ägypten schnell zu industrialisieren und zumindest den Lebensstandard in den Städten dem europäischen Niveau näher zu bringen. Auch kam es zu einer radikalen Säkularisierung, die der eher gemäßigt konservative König duldete. Auch die Abtretung großflächiger Gebiete an die italienische Kolonie Libyen beziehungsweise an den französischen Tschad zwischen 1926 und 1934 musste er hinnehmen. Nach Abschaffung des osmanischen Kalifats durch das türkische Parlament im März 1924 wollten führende Gelehrte der Azhar-Universität in einem internationalen Kongress Fu’ad I. zum neuen Kalifen ausrufen. Dem kam jedoch der haschimitische König Husain ibn Ali vom Königreich Hedschas zuvor und ließ sich von einer Gruppe von Ulama zum neuen Kalifen ausrufen. Sein Herrschaftsanspruch wurde jedoch international nicht anerkannt. Im Juni 1928 löste Fu’ad I. eine Staatskrise aus. Zuerst entließ er den damaligen Premierminister Mustafa an-Nahhas Pascha, welcher 1927 zum neuen Parteichef des Wafd aufgestiegen war. Am 19. Juli suspendierte der König die Verfassung unbefristet und löste das Parlament auf. Ohne die Verfassung formal wieder einzusetzen schrieb er im Dezember 1929 Neuwahlen aus, welche der Wafd-Partei einen hohen Sieg einbrachten. Mustafa an-Nahhas wurde erneut Premierminister, wurde aber nachdem er versucht hatte, durch zwei Gesetzesentwürfe im Parlament die Macht des Königs einzuschränken, von Fu’ad I. am 17. Juni 1930 erneut abgesetzt. Ab 1930 bedrohten im Zuge der Weltwirtschaftskrise zunehmend extremistische Kräfte wie die islamistische Muslimbruderschaft, die 1928 von Hasan al-Bannā gegründet worden war, und die 1933 gegründete ultranationalistische Jungägyptische Partei die Herrschaft des Königs. Sie lehnten die säkulare und demokratische Staatsordnung ab und begannen mit Anschlägen und inszenierten Aufständen das Königreich zu destabilisieren. Durch die nationalsozialistische Machtübernahme im Deutschen Reich 1933 kam es auch in Ägypten zu einem Aufkeimen des Faschismus. Die ägyptische Regierung lehnte sich daraufhin verstärkt an die faschistischen Mächte des Königreichs Italien und Deutschen Reichs an. Fu’ad I. verurteilte wegen des dortigen radikalen Antisemitismus die Anlehnung an Deutschland. Beim italienischen Einmarsch in Äthiopien ab dem 3. Oktober 1935 hielt er sich zurück. Wegen der großen innen- und außenpolitischen Bedrohung ernannte der Monarch, um die Stabilität sicherzustellen, Ismail Sedki Pascha 1930 zum Premierminister. Dieser errichtete mit der stillschweigenden Zustimmung des Königs eine Diktatur. Im Juli 1930 wurde das Parlament erneut suspendiert, eine Pressezensur eingeführt, die Arbeit der politischen Parteien und die Versammlungsfreiheit beschränkt. Im Oktober erließ Sedki eine neue Verfassung, welche seine und die Macht der Krone stärkte. Die Rolle des Parlaments wurde auf einen beratenden Status beschränkt. Großangelegte Demonstrationen zwangen Fu’ad I. zunächst Sedki 1933 zu entlassen und schließlich im Dezember 1935 die die frühere Verfassung wiederherzustellen. Tod Diskreditiert durch die Diktatur von Sedki zog sich Fu’ad I. kurz vor seinem Tod komplett aus dem politischen Tagesgeschäft zurück. Am 30. Januar 1936 ernannte er noch Ali Maher Pascha von der Wafd-Partei zum Premierminister. Der König starb am 28. April 1936 im Alter von 68 Jahren im Qubba-Palast in Kairo. Er wurde nach einem pompösen Staatsbegräbnis im Khediven-Mausoleum in der ar-Rifa'i-Moschee in Kairo begraben. Sein Nachfolger wurde Faruq, welcher von seiner Offiziersausbildung aus Großbritannien nach Ägypten zurückkehren musste. Osmanisches Reich (auch Ottomanisches oder Türkisches Reich; türkisch:Osmanlı İmparatorluğu, osmanische Bezeichnung Devlet-i Âliyye-i Osmaniyye) ist die Bezeichnung für das Reich der Dynastie der Osmanen von ca. 1299 bis 1923. In Europa wurde das Land auch damals als „Türkei“ bzw. „Türkisches Reich“ bezeichnet. Es war mehrere Jahrhunderte lang die entscheidende Macht in Kleinasien, im Nahen Osten, auf dem Balkan, in Nordafrika und auf der Krim. Im Laufe des 18. und vor allem 19. Jahrhunderts wurde es in der Auseinandersetzung mit den europäischen Mächten auf Kleinasien und den Nahen Osten zurückgedrängt und fand in der Türkei seinen Nachfolgestaat. Die Osmanischen Sultane waren strikte sunnitische Muslime und folgten der Hanefitischen Rechtsschule. Die Entstehung des Osmanischen Reiches Die Überlieferungen über die Anfangszeit der Osmanen (Osmanlı, Osmanisches Reich = Devlet-i Âliye, Osmanlı Devleti) sind nur spärlich, wohl weil es sich um ein kleines unter vielen Fürstentümern handelte, die es nach der Zerschlagung des Seldschuken-Reiches in Kleinasien gab. Der Namensgeber Osman I. war zu Anfang des 14. Jahrhunderts der Herrscher über einen nomadischen Stamm, den Klan der Kynyk vom Stamm der Kayi bei Söğüt im nordwestlichen Anatolien, der turkmenischer Herkunft und islamischen Glaubens war. Um 1299 erklärte Osman die Unabhängigkeit seines Beyliks vom Reich der Rum-Seldschuken. Dieses Jahr wird daher traditionell als das Gründungsjahr des Osmanischen Reiches angesehen. Osman gewann nach und nach die Oberhand über die benachbarten türkischen Stämme und erweiterte seinen Herrschaftsbereich auch auf Kosten des Byzantinischen Reiches. Schließlich belagerte er Brussa (Bursa) und Nicaea (Iznik), die beiden größten byzantinischen Städte in Anatolien. Bursa fiel kurz vor seinem Tod im Jahre 1326, Iznik wurde 1331 von seinem Sohn Orhan erobert. Orhan erbte ein Fürstentum, das fast halb so groß wie die heutige Schweiz war. Er machte Bursa zur Hauptstadt, und bis zur Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 blieb es die Grablege der osmanischen Sultane. Das Byzantinische Reich wurde massiv bedrängt und befand sich zu dieser Zeit im Niedergang, sodass die Eroberung der europäischen Seite des Marmarameers (Marmara Denizi) folgte, angefangen mit Gallipoli (Gelibolu) 1354. Auch in Kleinasien gab es im selben Jahr mit Ankara (griech. Angora) Zugewinne. Bei Orhans Tod 1360 war das Reich mehr als dreimal so groß wie beim Tode seines Vaters. Im folgenden Jahr gelang die Einnahme Adrianopels (Edirne), der zweitgrößten byzantinischen Stadt, nach der Schlacht an der Maritza folgte der Übergriff auf Mazedonien (1371). 1389 gelang Murad I. in der Schlacht auf dem Amselfeld ein Sieg über die verbündeten christlichen Fürsten aus Serbien und Bosnien. Wenn auch gleichzeitig in Kleinasien sowohl durch Krieg als auch durch Heirat Zugewinne stattfanden, war inzwischen der europäische Teil des Reiches der wichtigere geworden. So wurde ab 1385 die militärische Führung einem „Beylerbey von Rumelien“ (dem europäischen Teil des Osmanischen Reiches) und einem „Beylerbey von Anatolien“ überantwortet, wobei ersterer den Oberbefehl hatte. Viele der charakteristischen Merkmale des Osmanischen Reiches hatten sich zu dieser Zeit schon herausgebildet. Aus den eroberten Gebieten wurden den Kriegern Pfründen – Timar genannt – gegeben; im Gegenzug mussten sie als Sipahis in der Kavallerie des osmanischen Heeres dienen. Dieses System ähnelte zunächst dem europäischen Lehnswesen des Mittelalters, allerdings gab es auch große Unterschiede. So entwickelte sich beispielsweise keine Leibeigenschaft. Als stehendes Heer wurde die wichtige Infanterie von den Janitscharen (türk. Yeniçeri) gestellt, die vor allem aus der sogenannten Knabenlese auf dem Balkan und dem Kaukasus gewonnen, zum Islam bekehrt wurden und eine Ausbildung erhielten, die sie zu fähigen Instrumenten der Machtpolitik des Reiches machte. Auf Sultan Murad I., der auf dem Amselfeld durch einen Attentäter getötet worden war, folgte Bayezid I. (manchmal auch Beyazıt oder Bayezıt geschrieben), der sich bald daran machte, Konstantinopel (Byzanz) zu erobern, was allerdings zu dieser Zeit noch nicht gelang; Byzanz wurde aber zu Tributzahlungen verpflichtet. 1396 mussten sich die Osmanen einem Kreuzfahrerheer unter dem ungarischen König und späteren Kaiser Sigismund stellen, das in der Schlacht von Nikopolis vernichtend geschlagen wurde. Eine erste Existenzkrise musste das Osmanische Reich durchstehen, als sein Heer in der Schlacht bei Ankara gegen Timur Lenk 1402 vernichtend geschlagen wurde und Bayezid in Gefangenschaft geriet. Der Gründer der Timuriden-Dynastie hatte innerhalb kurzer Zeit ein riesiges Reich von Nordindien über Georgien und Persien bis Anatolien erobert, das aber nach seinem Tod 1405 schnell zerfiel. Die Verwaltung der Gebiete des Osmanischen Reichs hatte er an die Söhne Bayezids, Süleyman (Rumelien), Mehmed (Zentralanatolien mit Amasya) und İsa (anatolischer Teil um Bursa) gegeben. Diese kämpften im Folgenden sowohl um die an Timur verloren gegangenen Gebiete als auch gegeneinander um die Vorherrschaft. In den Kämpfen zwischen den Brüdern wurde Süleyman von einem weiteren Bruder, Musa, 1410 geschlagen, dem wiederum Mehmed 1413 mit Unterstützung von Byzanz eine Niederlage beibrachte (siehe auch Osmanisches Interregnum). Mehmed stellte sich als Sultan des wieder vereinigten Reichs in den folgenden Jahren der Herausforderung, das Land zu konsolidieren und gleichzeitig die alte Größe wiederherzustellen. Auch die Thronbesteigung Murads II. lief nicht reibungslos ab. Kurz vor Mehmeds Tod machte ein Mustafa als angeblicher Sohn Bayezids Ansprüche geltend. Wahrscheinlich war er ein echter Sohn, er wurde aber von Mehmed als „falscher Mustafa“ diffamiert. Sowohl er als auch ein Bruder Murads (der auch als „kleiner Mustafa“ (Küçük Mustafa) bezeichnet wird), der von Byzanz als Thronprätendent aufgebaut worden war, wurden hingerichtet. Bei dieser Gelegenheit musste wiederum ein Versuch der Belagerung Konstantinopels abgebrochen werden. In Südosteuropa war Ungarn zum Hauptgegner geworden. 1440 konnte es die Einnahme der wichtigen Festung in Belgrad abwenden. Vor allem Johann Hunyadi gelangen immer wieder militärische Erfolge, obwohl seine und die Versuche des Papstes, ein Kreuzfahrerheer zur Vertreibung der Osmanen aus Europa zusammenzurufen, in West- und Mitteleuropa kaum Gehör fanden. Drei Jahre später konnte Hunyadi sogar nach Bulgarien vordringen. Auch die Albaner unter Skanderbeg führten einen Unabhängigkeitskampf gegen die Osmanen. Aufgrund der Situation schloss Murad 1444 in Szeged einen zehnjährigen Friedensvertrag, der jedoch sogleich von Ungarn gebrochen wurde, um einen vom Papst initiierten Feldzug durchzuführen. Murad hatte gerade erst die Macht an seinen Sohn Mehmed abgegeben und sich zurückgezogen, trat nun aber wieder an die Spitze des Heers, das die Kreuzfahrer unter dem polnisch-ungarischen König Wladyslaw I. (Ungarn) in der Schlacht bei Warna vernichtend schlug. Abermals musste er 1446 die Macht für den unerfahrenen Nachfolger übernehmen, um einen Janitscharenaufstand niederzuschlagen, und fügte 1448 den Ungarn unter Hunyadi im Kosovo (nach 1389 die zweite Schlacht auf dem Amselfeld) eine schwere Niederlage zu. Mehmed II. bestieg 1451 endgültig den Thron und bereitete sofort die Einnahme von Konstantinopel, dem „Goldenen Apfel“ (bei den Osmanen hatte der goldene Apfel große mythische Bedeutung und galt als Objekt allen Strebens und Glücks, später trug Wien diese Bezeichnung), vor. Dieses Ereignis ist oft als Zäsur in der Geschichte verstanden worden, als Ende des Byzantinischen Reichs und Ende des Mittelalters. Tatsächlich hatte Byzanz jedoch zu dieser Zeit kaum noch Macht und beschränkte sich auf kaum mehr Gebiet als das der (wenn auch wichtigen) Stadt Konstantinopel. Byzanz war Mehmed aber auch deswegen ein Dorn im Auge, weil es mit Orhan einen osmanischen Thronprätendenten aufstellte. Im Fall des „falschen“ Mustafa hatte ein ähnliches Verhalten zum Bürgerkrieg geführt. Konstantinopel fiel nach 54tägiger Belagerung am 29. Mai 1453. Nach den für diese Zeit üblichen Plünderungen wurde die Stadt die neue Hauptstadt des Osmanischen Reichs, und man versuchte, die alte Bevölkerung – wie Griechen und Juden – zum Bleiben zu bewegen und neue dort anzusiedeln. Die Hagia Sophia wurde zur Moschee Ayasofia. Als letzte Überbleibsel byzantinischer Staatlichkeit wurden 1460 das Kaiserreich Trapezunt und die Morea (Peloponnes) unterworfen. Auf dem Balkan taten die Osmanen sich schwerer. 1456 konnte Hunyadi die Eroberung Belgrads abwenden und sicherte die Unabhängigkeit Ungarns für die nächsten siebzig Jahre. Allerdings eroberte Mehmed bis 1459 die Peloponnes und den Rest Serbiens. 1470 kam Albanien, 1475 die Krim dazu. 1481 bestieg den Thron Bayezid II., unter dem sich der Expansionsdrang des Reichs abschwächte. Eine Rolle spielte dabei sein Bruder Cem, der zuerst vom Johanniterorden und später vom Papst als Geisel gegen ihn eingesetzt wurde. Bayezid selbst wurde 1512 von seinem Sohn Selim abgesetzt und wohl vergiftet. Selim setzte vor allem im Osten die Eroberungsfeldzüge fort. 1514 gelang ein Sieg gegen die Safawiden in Persien, 1516 gegen Syrien. Schließlich wurde 1516/17 das Mamelucken-Reich in Ägypten zerschlagen. Damit übernahm das Osmanische Reich das Protektorat über die heiligen Städte Mekka und Medina (d. h. Schutz der Pilgerwege und Versorgung der Städte) und der osmanische Sultan erhielt mit dem Titel Kalif die eindeutige Vormachtstellung im islamischen Kulturkreis. Süleyman der Prächtige Die Ära von Süleyman I. (1520–1566) kann man als den Höhepunkt der Macht des Osmanischen Reichs betrachten. In der osmanischen und türkischen Geschichtsschreibung erhielt er wegen seines Gesetzbuches über die Landes- und Finanzverwaltung den Beinamen „Kānūnī“ („der Gesetzgebende“), in Europa wird er „der Prächtige“ genannt. Er gilt auch als einer der größten Kunstförderer unter den osmanischen Herrschern. Unter seine Regentschaft fallen etwa die architektonischen Meisterleistungen von Mimar Sinan. Durch viele Feldzüge erweiterte Süleyman das Reich Richtung Westen, Osten und Südosten. 1521 eroberte er innerhalb von nur 3 Wochen Belgrad. Die Festung galt damals als die stärkste auf dem Balkan. 1522 landete er mit seinen Truppen auf Rhodos und nahm die Festung im Dezember 1522 ein. Er ließ die Verteidiger aushungern, welche entkräftet aufgeben mussten. Vier Jahre später wurde in der Schlacht von Mohács, in der Ludwig II. getötet wurde, das Schicksal Ungarns besiegelt. Zwar zog das osmanische Heer noch vor Jahresende vorläufig ab, aber um die Thronnachfolge gab es einen Streit zwischen dem Habsburger Ferdinand I. und dem Ungarn Johann Zápolya, der die Osmanen um Hilfe ersuchte. Letztlich fiel das westliche Ungarn an Österreich, während Zápolya im Frieden von Großwardein als König Restungarns unter osmanischer Oberhoheit anerkannt wurde. Nach seinem Tod 1540 besetzte die Pforte das mittlere Drittel des einstigen Ungarn und ließ Zapolyas Sohn das Fürstentum Siebenbürgen. Süleyman wollte auch Malta erobern, doch die Ritter des heiligen Johannes besiegten die Invasionsstreitmacht. Unterdessen nutzte Süleyman I. 1529 die Lage, um erstmals Wien zu belagern, was aber nicht von Erfolg gekrönt war. Nach nur 19 Tagen war Süleyman I. aufgrund eines sehr frühen Wintereinbruchs gezwungen, die Belagerung abzubrechen. Dennoch wurde Österreich als Folge dieses Konflikts langfristig tributpflichtig. Durch drei Feldzüge gegen die Safawiden gelang es dem Osmanischen Reich, den Osten Kleinasiens endgültig zu erobern. Auch an anderen Fronten gab es Expansionen: 1534 Mesopotamien mit Bagdad, 1534 Aserbaidschan, 1540 Teile Dalmatiens, 1547 große Teile des Jemen. 1566 brachen die osmanischen Truppen erneut zu einem Ungarn-Feldzug auf. Süleyman I. starb im Lager vor Szigetvár. Auf dem Sterbebett befahl er seinen Generälen den geordneten Rückzug, um eine geregelte Thronfolge zu gewährleisten. Die Zeit Süleymans leitete auch engere Beziehungen zu den europäischen Mächten ein. 1536 wurde die erste so genannte Kapitulation mit Frankreich unterzeichnet, die freien Handel vereinbarte und Frankreich die Gerichtsbarkeit über seine Untertanen auf dem Boden des Osmanischen Reichs übertrug. Der Beginn des Niedergangs In der Seeschlacht von Lepanto am 7. Oktober 1571 konnten die christlichen Großmächte mit Spanien und Venedig an der Spitze den ersten Sieg mit der fast völligen Vernichtung der osmanischen Flotte erzielen. Die politischen Auswirkungen waren jedoch gering, da die christliche Allianz kurz darauf auseinanderbrach und die Osmanen ein Jahr später ihre Flotte vollständig wieder aufbauen konnten. Die Auseinandersetzung vor Lepanto führte aber zu einer Bereinigung der Einflusssphären im Mittelmeer. Die Türken beschränkten sich jetzt auf ihre Vormachtstellung im östlichen Teil, zum Beispiel mit der Eroberung Zyperns und Kretas, während spanische, maltesische und italienische Flotten das westliche Mittelmeer unter sich aufteilten. 1683 unternahm die Pforte nochmals einen Versuch, Wien zu erobern (siehe Zweite Türkenbelagerung). Was aber schon in der Blütezeit des Osmanischen Reiches 150 Jahre vorher nicht gelang, wurde nun im Feldzug Kara Mustafas gegen Jan III. Sobieski von Polen zum Desaster und zum Wendepunkt der Auseinandersetzung mit den europäischen Staaten. Nachdem in dieser Niederlage die militärischen Schwächen der Osmanen offenkundig geworden waren, begann im folgenden Jahr eine vom Papst initiierte Heilige Allianz aus Habsburg, Venedig und Polen einen Angriff auf das Osmanische Reich an mehreren Fronten. In mehreren schweren Niederlagen bei Slankamen (1691), Mohács (1687) und Senta (1697) mussten im Frieden von Karlowitz der Verlust von Ungarn, Dalmatien, Podolien und der Peloponnes festgeschrieben werden. Als neuer Gegner an der Nordgrenze kam Russland ins Spiel. Ein wichtiges Ziel von Zar Peter I. war ein Zugang zum Schwarzen Meer, den er 1695 mit Asow bekam. 1699 musste das Osmanische Reich Podolien an Polen-Litauen zurückgeben. Die äußeren Schwierigkeiten zogen Probleme im Inneren nach sich. 1687 war Mehmed IV. wegen der militärischen Niederlagen abgesetzt worden. 1703 kam es zum blutigen „Vorfall von Edirne“, in dem Aufständische den Scheichülislam Feyzullah Efendi ermordeten und Sultan Mustafa II. absetzten. Obwohl das Osmanische Reich zunehmend in die Defensive geriet, war es noch immer militärisch sehr potent. 1711 umschloss die Armee des Sultans das russische Heer am Pruth, nachdem das Osmanische Reich auf Bitte des flüchtigen Schwedenkönigs Karl XII. in den Krieg eingetreten war. In den folgenden Verhandlungen musste Peter der Große den Osmanen Asow überlassen. Nachdem der moldauische Woiwode Dimitrie Cantemir zu Russland übergelaufen war, besetzten die Osmanen die Hospodaren-Ämter in Moldau und der Walachei bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts mit Griechen aus dem Phanar-Viertel in Konstantinopel, die schon lange Zeit als Übersetzer in der Politik eine wichtige Rolle gespielt hatten. In den Donaufürstentümern wird diese Epoche als Phanarioten-Herrschaft bezeichnet. Auch gegen Venedig war man erfolgreich und erlangte 1715 die Peloponnes zurück. Weil die Krimtataren mit ihren Raubzügen die Ukraine bedrohten, begann Russland in einem Bündnis mit Österreich 1736 einen Krieg gegen das Osmanische Reich. Die Russen marschierten auf der Krim ein und schwächten den osmanischen Vasallen erheblich. Unter der Führung von Burkhard Christoph von Münnich schlug die russische Armee die Türken bei Otschakow und Stawutschany und nahm die wichtige Festung Chotin ein. Die Österreicher erlitten gegen die Türken eine Niederlage. Im Frieden von Belgrad mussten sie den Osmanen Nordserbien und die kleine Walachei zurückgeben. Russland gewann Asow. In diesem Krieg hatte eine Rolle gespielt, dass die Osmanen ihre Artillerie mit französischen Beratern wie Ahmed Pascha, dem Comte de Bonneval modernisiert hatten. Im Ganzen war in den teuren und verlustreichen Kriegen der vergangenen drei Jahrzehnte keine wesentliche Änderung des Territoriums zu verzeichnen. Danach folgte eine vergleichsweise lange Friedensperiode. Russisch-osmanische Kriege Im Russisch-Türkischen Krieg 1768–1774 musste das Osmanische Reich endgültig erkennen, dass es seine Großmachtstellung verloren hatte. 1770 verlegte Russland seine Flotte aus der Ostsee ins Mittelmeer und vernichtete die bei Çeşme vor Anker liegende osmanische Flotte. Im Frieden von Küçük Kaynarca mussten die Osmanen das Krim-Khanat in die Unabhängigkeit entlassen (es wurde aber schon nach wenigen Jahren eine russische Provinz); Teile des Nordkaukasus gingen an Russland, die Bukowina an Österreich. Keine der beiden Seiten hatte die Absicht, es lange dabei zu belassen. Zarin Katharina II. entwarf ihr so genanntes „Griechisches Projekt“, in dem das Byzantinische Reich als russischer Vasall wiederauferstehen sollte und die übrigen Teile des Osmanischen Reichs zwischen Österreich, Venedig und Russland aufgeteilt werden sollten, woran diese Alliierten jedoch wenig Interesse zeigten. 1783 annektierte Russland die Krim und begann mit deren wirtschaftlichem Aufbau. Die Osmanen, die ohnehin darauf aus waren, ihre Verluste aus dem vorigen Krieg rückgängig zu machen, erklärten im selben Jahr nach verschiedenen Streitigkeiten Russland den Krieg. Nach Anfangserfolgen der Schwarzmeerflotte mussten sie jedoch 1792 im Frieden von Jassy abermals Gebietsverluste hinnehmen, darunter Gebiete zwischen Dnjepr und Bug. Reformen Selim III. zog aus den Niederlagen seine Lehre und führte umfassende Reformen in der Verwaltung und im Militär durch. Parallel zu den Janitscharen versuchte er mit Hilfe europäischer Berater, eine neue Truppe, die nizam-ı cedid, aufzubauen. Seine geplante allmähliche Überführung der Janitscharen in das neue Korps führte jedoch zu Aufständen, die 1807 in seiner Absetzung gipfelten. Es folgten dramatische Ereignisse. Sein Cousin Bayraktar Mustafa marschierte mit seinen Truppen in Konstantinopel ein und plante, Selim wieder als Sultan einzusetzen. Er kam jedoch zu spät, da Selim bereits erdrosselt worden war. Es blieb ihm also nur, den von den Janitscharen eingesetzten Mustafa IV. durch Mahmud II. zu ersetzen, der einer Ermordung nur knapp entkommen war. Mahmud setzte Bayraktar Mustafa als Großwesir ein und folgte einem Reformkurs, wobei er vermied, mit den Janitscharen direkt in Konflikt zu kommen. Schon im nächsten Jahr kam es wieder zu Aufständen. Um zu verhindern, dass er wieder zugunsten Mustafas gestürzt würde, ließ Mahmud seinen Bruder ermorden. Der in Bedrängnis geratene Großwesir sprengte sich in einem Pulvermagazin in die Luft. Der kranke Mann am Bosporus In Ägypten riss der Statthalter Muhammad Ali Pascha allmählich die Macht an sich und ließ die einflussreichen Mamelucken-Emire systematisch liquidieren. Mit Hilfe von Reformen war Ägypten bald in vielerlei Hinsicht der Zentrale in Istanbul überlegen. Muhammad Ali begründete die Chediven-Dynastie, die erst Mitte des 20. Jahrhunderts ein Ende fand. Nachdem sich der osmanische Sultan Mahmud II. geweigert hatte, Muhammad Ali Pascha auch als Statthalter in Syrien einzusetzen, besetzten ägyptische Truppen unter Ibrahim Pascha 1831 Palästina und Syrien und stießen nach einigen Siegen über die Osmanen bei Homs und Konya 1832 nach Anatolien vor. 1838 fühlte sich das Osmanische Reich stark genug, den Kampf gegen die ägyptischen Truppen unter Ibrahim Pascha in Syrien wiederaufzunehmen. Die ägyptischen Truppen besiegten aber die osmanische Armee unter Hafiz Pasha in der Schlacht von Nisibis am 24. Juni 1839. An dieser Schlacht nahm der spätere deutsche Generalfeldmarschall Helmuth von Moltke, als Militärberater bei der türkischen Armee, teil. Erst durch die Intervention Großbritanniens, Russlands, Preußens und Österreichs (1840) wurde Muhammad Ali Pascha 1841 gezwungen, Syrien und Palästina wieder zu räumen. Ein das ganze 19. Jahrhundert durchziehendes Problem der Osmanen war der Nationalismus der von ihnen besetzten Staaten. Zunächst erhoben sich 1804 die Serben; bis 1830 erhielten sie eine weitgehende Autonomie. Auch die Phanariotenherrschaft in den Donaufürstentümern fand 1826 ihr Ende. In den 1820er Jahren gewann die von einigen Europäern unterstützte Unabhängigkeitsbewegung in Griechenland an Dynamik. Ein besonderes osmanisches Problem in diesem Falle stellten die einflussreichen Griechen in der Verwaltung dar, die teilweise mit der Unabhängigkeitsbewegung sympathisierten. Im Krieg von 1826 war Mahmud gezwungen, die Truppen des gehassten Muhammad Ali Pascha von Ägypten zu Hilfe zu rufen. Trotzdem wurde das Osmanische Reich 1830 gezwungen, Griechenland in die Unabhängigkeit zu entlassen. An diesem Beispiel zeigte sich, wie das Osmanische Reich, das von den Medien der Zeit als Kranker Mann am Bosporus persifliert wurde, immer mehr zum Spielball der europäischen Mächte wurde. Russland sah darin eine Chance, seinen Machteinfluss in Europa stärker geltend zu machen und insbesondere einen Zugang zum Mittelmeer und auf den Balkan zu bekommen. Die osmanische Herrschaft auf dem Balkan schien gefährdet, und Russland drängte darauf, die Kontrolle über die wichtigen Meerengen des Bosporus und der Dardanellen zu erhalten. Auf dem Balkan brachte sich Russland als Schutzmacht der dortigen orthodoxen Christen ins Spiel. Bereits früher hatte der russische Zar vergeblich versucht, die Regierungen Österreichs und Großbritanniens für eine Aufteilung des Osmanischen Reiches zu gewinnen. England und Frankreich sperrten sich aber gegen diese russische Expansion. Sie wollten nicht, dass die Schlüsselpositionen in russische Hände fielen und unterstützten die Osmanen, um den Status quo zu erhalten und damit ihre eigene Machthoheit in Südosteuropa an den osmanischen Grenzen zu sichern. In der sog. Orientalischen Frage über Sein oder Nichtsein des Reiches waren sie der Meinung, dass das Osmanische Reich, das in jener Zeit noch immer eine gewaltige Ausdehnung besaß, erhalten werden musste. Sein Zusammenbrechen hätte ein Machtvakuum verursacht. Für Großbritannien, den zu der Zeit wichtigsten Handelspartner des Osmanischen Reiches, ging es außerdem darum, die Verbindungswege nach Indien zu kontrollieren und die Vormachtsbestrebungen Russlands in Asien zu unterbinden (The Great Game). Das führte dazu, dass die Bündnisse sich je nach Situation neu zusammenfanden. Im Krimkrieg (1853–1856), der durch die russische Besetzung der Fürstentümer Walachei und Moldau ausgelöst wurde, kämpften England, Frankreich und später auch Piemont-Sardinien auf Seiten der Osmanen. Im Frieden von Paris ging ein Teil des 1812 von Russland gewonnenen südlichen Bessarabiens im Bereich der Donaumündung (etwa ein Viertel der Gesamtfläche) mit den Kreisen Cahul, Bolgrod und Ismail wieder zurück ans Fürstentum Moldau, das ein autonomer Staat unter Oberhoheit der Pforte war, und das Schwarze Meer wurde entmilitarisiert. Zugleich wurde die territoriale Unabhängigkeit und Unverletzlichkeit des Osmanischen Reichs garantiert. Tanzimat Eine erneute Reformphase (1838–1876) begann, die eng mit dem Namen der Großwesire Mustafa Reşid Pascha und später Ali Pascha und Fuad Pascha verknüpft ist. Die Maßnahmen wurden unter dem Namen „Tanzimat-ı Hayriye“ (Heilsame Neuordnung) bekannt und fallen mit der Regierungszeit von Abdülmecid und Abdülaziz zusammen. Sie stellten die Nichtmuslime im Reich auf die gleiche Stufe wie die Muslime und führten ein neues Justizsystem ein, organisierten das Steuersystem neu und legten eine allgemeine Dienstpflicht in der Armee fest. Im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurden auch die Steuerpachten abgeschafft. Die zerrütteten Staatsfinanzen führten am 13. April 1876 zur Erklärung des Staatsbankrotts. Die wichtigsten Reformedikte waren in diesem Zusammenhang das „hatt-i sherif (imperialer Erlass) von Gülhane“ (1839), das „hatt-i hümayun“ (1856), sowie die Verfassung von 1876, in denen schrittweise und mit Einschränkungen (1839 lauten diese „im Rahmen der Scheriatgesetze“) die Gleichheit und Gleichbehandlung aller Untertanen unabhängig von ihrer Religion eingeführt wurde. Mit den von den Mächten eingeforderten Reformen gingen – auch bedingt durch die industrielle Rückständigkeit – zunehmend wirtschaftliche Probleme einher. In den „Kapitulationen“ genannten Handelsverträgen wurde der Markt im Osmanischen Reich für die Europäer geöffnet, und die Einfuhrzölle lagen unter den Ausfuhrzöllen. Durch die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit des osmanischen Handwerks wurde das Osmanische Reich zum Exporteur von Rohstoffen und Importeur von europäischen Waren. Unterdessen fanden die Unruhen auf dem Balkan kein Ende. Nach einem Krieg gegen Serbien 1876 wurde in Istanbul eine internationale Konferenz einberufen, die mit dem Frieden von San Stefano abgeschlossen wurde und u.a. die Zukunft des Balkan diskutierte. Um seine Reformbereitschaft zu demonstrieren, kündigte der durch einen Staatsstreich an die Macht gekommene Abdülhamid II. eine Verfassung an, die ein parlamentarisches System einführen würde. Eine wichtige Rolle bei deren Entwurf spielte der Großwesir Midhat Pascha. Als Ergebnis der Konferenz fassten die Mächte Autonomie sowohl für zwei Provinzen auf bulgarischem Gebiet als auch für Bosnien und Herzegowina ins Auge. Als die Pforte dies ablehnte, erklärte Russland den Krieg, besetzte den gesamten europäischen Teil der Türkei und rückte auf Istanbul vor. Da die anderen europäischen Mächte wiederum ihre Interessen bedroht sahen und ein europaweiter Krieg drohte, wurde 1878 der Berliner Kongress organisiert, dessen Hauptinitiator Bismarck war. Hier erhielten Serbien und Montenegro ihre Unabhängigkeit, und die schon vorher in Personalunion regierte Walachei mit der Moldau schlossen sich zu dem selbständigen Staat Rumänien zusammen. Der Berliner Kongress wurde mit dem Berliner Vertrag abgeschlossen, der u.a. mehrere Artikel des Friedens von San Stefano dermaßen revidierte, dass der alleinige russische Einfluss auf das Osmanische Reich in Einfluss aller europäischen Mächte auf das Reich erweitert wurde. Innenpolitisch machte Abdülhamid II. seine Regierungsreformen wieder rückgängig. Midhat Pascha wurde abgesetzt und das Parlament aufgelöst. Abdülhamids Regierungszeit wurde durch Despotie und Spitzelei geprägt, und als Sultan hatte er de facto die alleinige Macht. Finanziell geriet die Pforte nun vollends in die Abhängigkeit der europäischen Großmächte. Nachdem der Staatsbankrott erklärt worden war, übernahm die Dette publique einen Gutteil der Finanzverwaltung. Das europäische Kapital konnte ungehindert in den Staat eindringen. Seine Interessen konzentrierten sich auf die Rohstoffquellen im Irak, aber auch Großprojekte wie den Bau der Bagdadbahn. Dabei kam das Deutsche Reich zum Zuge, das spätestens seit dem Berliner Kongress zum guten Partner für das Osmanische Reich geworden war. Am Anfang des 20. Jahrhunderts erstarkten wieder die inneren Oppositionskräfte, insbesondere die Bewegung der Jungtürken, die ihren Ausgangspunkt vor allem in Saloniki hatte. 1908 musste angesichts der Bedrohung durch aufständische Truppen die Verfassung wieder in Kraft gesetzt werden. Die Bewegung der Jungtürken Die Verwirrung machte sich Bulgarien zunutze, um zusammen mit Ostrumelien einen unabhängigen Staat zu gründen. Bosnien und die Herzegowina wurden von Österreich-Ungarn annektiert, die faktisch bereits 1878 angegliedert worden und nur noch nominell türkisch waren (Bosnische Annexionskrise). Die enormen Gebietsverluste legten die reaktionären Kräfte der Jungtürkischen Führung zur Last und versuchten 1909 einen Staatsstreich. Dessen Misslingen führte dazu, dass Abdülhamid durch seinen Bruder Mehmed V. (Mehmed Reşat) ersetzt wurde. Der Sultan hatte von da an im wesentlichen nur noch Repräsentationsfunktionen, während die Regierung vom Großwesir eingesetzt wurde. Dieser wiederum wurde unter wesentlichem Einfluss der Jungtürken ernannt. Durch eine veränderte Verfassung wurde ein parlamentarisches System etabliert. Die Jungtürken verfolgten einen Reformkurs, der allerdings durch die angespannte außenpolitische Lage gehemmt war. Ein folgenschweres Element ihrer Politik war der türkische Nationalismus. So wurde etwa in den arabischen Provinzen die türkische Sprache als Amtssprache eingesetzt. In den nachfolgenden Kriegen verlor die Regierung so den Rückhalt der Bevölkerung in den nichttürkischen Gebieten. Das Jahrzehnt der Jungtürken-Regierung war durch eine Reihe von schweren Kriegen geprägt. Zunächst ging 1911 Tripolis an Italien verloren. Im Ersten Balkankrieg schlossen Albanien, Bulgarien, Serbien, Griechenland und Montenegro 1912 den Balkanbund gegen das Osmanische Reich, das dadurch fast alle europäischen Besitzung einschließlich der Stadt Edirne verlor. Nur knapp einen Monat später griff Bulgarien seine ehemaligen Verbündeten an (Zweiter Balkankrieg), die von den Osmanen unterstützt wurden. Nach der Niederlage Bulgariens wurde der Grenzverlauf in den Verträgen von Bukarest und von Istanbul so festgelegt, wie er noch heute zwischen Bulgarien und der Türkei verläuft. Der Erste Weltkrieg und seine Auswirkungen Im 1914 beginnenden Ersten Weltkrieg versuchte man zunächst, sich in einer „bewaffneten Neutralität“ aus den Kampfhandlungen herauszuhalten. Es war vielen klar, dass man sich an eine Großmacht anlehnen müsste, um militärisch überhaupt standhalten zu können. Traditionell hatte man oft mit dem Deutschen Reich kooperiert (insbesondere wegen des Bagdadbahn-Projekts), aber auch mit den Entente-Mächten gab es enge Beziehungen und einen regen Handel. Auf Betreiben Enver Paschas kam es schließlich zu einem Kriegsbündnis mit Deutschland und Österreich-Ungarn, das allerdings im Kabinett umstritten war. Das Osmanische Reich begriff den Weltkrieg als Chance zur Rückeroberung verlorengegangener Gebiete auf dem Balkan, zu expansionistischen Zielsetzungen in Richtung Kaukasus und Zentralasien und zur Verhinderung der armenischen Reformfrage. Die armenische Reformfrage war eine andere Dimension der orientalischen Frage und bedeutete, dass die westlichen Mächte und Russland unter dem Vorwand der Kontrolle der Reformen zugunsten der Armenier jederzeit in das Osmanische Reich intervenieren konnten, wobei am Ende der Interventionen die Aufteilung des Reiches das Ziel war. Die osmanische Führung während des Kriegs (die jungtürkische Partei Ittihad ve Terakki) kündigten bald nach dem Kriegseintritt das Abkommen vom 8. Februar 1914. Mitten im Weltkrieg, am 5. September 1916, kündigte die osmanische Führung alle weiteren Verträge und Abkommen, die internationale Interventionsmöglichkeiten enthielten. Dazu gehörten der Vertrag von Paris (1856), der Berliner Vertrag (1878), die Deklaration von London (1871). Am 24. April 1915 veranlasste die osmanische Regierung die Verhaftung und die Deportation armenischer Zivilisten in Istanbul. Ihre antiarmenische Politik mündete in der Ermordung von ca. 600.000 bis zu 1,5 Millionen Armeniern. Durch die Deportationen kamen etwa zwei Drittel der auf dem Gebiet des Osmanischen Reiches lebenden Armenier ums Leben. (Siehe auch: Völkermord an den Armeniern) Die Folgen des Krieges waren katastrophal. In Arabien hatte man den britischen Kräften nichts entgegenzusetzen. Schon 1916 schüttelte der Emir von Mekka, Husain Ibn Ali die osmanische Oberhoheit ab und rief sich zum König von Arabien aus. Er wurde schließlich als König des Hedschas anerkannt, während der übrige Teil des Reichs gemäß dem Sykes-Picot-Abkommen in Interessensphären aufgeteilt wurde. Ein Teil Palästinas wurde 1917 in der Balfour-Deklaration als „nationale Heimstatt“ für die Juden ohne Abstimmung mit den dort lebenden Menschen (zumeist Palästinenser) versprochen. Wegen der Oktoberrevolution in Russland schied dieses zwar mit dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk aus dem Krieg aus, aber die Siegermächte besetzten im November 1918 einen Großteil des ehemaligen Osmanischen Reiches. Das Jungtürkische „Triumvirat“ aus Cemal Pascha, Talat Pascha und Enver Pascha wurde entlassen und flüchtete. Nachdem im selben Jahr Mehmed V. gestorben war, rückte sein Bruder Mehmed VI. (Mehmed Vahideddin) nach, der aber den Siegermächten politisch völlig ausgeliefert war, und der nach Abschaffung des Sultanats im November 1922 Istanbul verließ. Die Entstehung der modernen Türkei Es entstand eine Widerstandsbewegung gegen das Besatzungsregime. Die herausragende Rolle spielte dabei der General Mustafa Kemal Pascha (später wurde Mustafa Kemal vom türkischen Parlament der Beiname Atatürk („Vater der Türken“) verliehen). Schon bald bildete die kemalistische Bewegung in den nicht besetzten Gebieten eine Art Gegenregierung. Bei den im Dezember 1919 durchgeführten Wahlen errang die Befreiungsbewegung eine Zweidrittelmehrheit und zog nach Angora (heute Ankara) als Sitz um. Im April 1920 konstituierte sich hier die „Große Türkische Nationalversammlung“. Die neue Regierung pflegte gute Beziehungen zum mittlerweile bolschewistischen Russland und wurde von Frankreich, das das Mandat für das südliche Zentralanatolien hatte, faktisch anerkannt. Der 1920 von der Hohen Pforte unterzeichnete Vertrag von Sèvres, der dem türkischen Staat die Souveränität aberkannte, wurde von Ankara nicht anerkannt. Es kam zum nationalen Befreiungskrieg, in dem die griechischen Truppen aus Kleinasien zurückgeschlagen wurden. Auch der überwiegende Teil der griechischen Zivilbevölkerung vor allem in Smyrna (von da an türkisch İzmir) wurde vertrieben. Von griechischer Seite werden diese Ereignisse auch als die „Kleinasiatische Katastrophe“ bezeichnet. Die Erfolge der Kemalisten sorgten für einen herben Prestigeverlust für die Regierung Sultan Mehmeds VI. In den Verhandlungen um den Vertrag von Lausanne 1923 war diesmal eine Delegation der Kemalisten aus Ankara vertreten, was einer internationalen Anerkennung gleichkam. Zur Lausanner Konferenz (die am 30. November 1922 startete) war formal auch die Istanbuler Regierung eingeladen. Um zu verhindern, dass die Türkei durch zwei Regierungen vertreten wird, schaffte die Regierung in Ankara unter Mustafa Kemal am 1. November 1922 das Sultanat offiziell ab. Drei Tage danach trat die Istanbuler Regierung unter Ahmed Tevfik Pascha offiziell zurück. Der 4. November 1922 ist somit der letzte Tag der Existenz des Osmanischen Reichs. Am 23. Oktober 1923 wurde Ankara zur Hauptstadt erklärt und am 29. Oktober offiziell die Republik ausgerufen; Mustafa Kemal Pascha wurde Staatspräsident, Ismet Pascha, dem später aufgrund der Siege bei Inönü der Nachname „Inönü“ verliehen werden sollte, Ministerpräsident der neu gegründeten Republik. Der letzte Sultan, Mehmed VI., und alle Angehörigen der Dynastie Osman mussten das Land für immer verlassen. Sultane, Großwesire, Türkei, Türkenkriege, Byzantinisches Reich, Islam, Ulama, Eyalet, Vilayet. Das Asien-Korps oder Levante-Korps war ein Verband der Streitkräfte des Deutschen Reiches, der im Ersten Weltkrieg zur Unterstützung des Osmanischen Reiches im Vorderen Orient eingesetzt wurde. Aufbau und Kommando Zu dem Korps, das in zwei Abschnitten (März 1916 und August 1917) zusammengestellt und 1918 nochmals verstärkt wurde, gehörten neben den Stäben des Asien-Korps und (1918) der 201. Infanterie-Brigade: Infanterie-Bataillon 701, ab 1918 auch das 1. Masurische Infanterie-Regiment Nr. 146 aus Allenstein Feldbatterien: Infanterie-Geschütz-Züge 701, 702 und 703 Maschinengewehr-Kompanie 701 Kavallerie-Eskadron Asienkorps Pionierabteilung 701, aus dem Kurhessischen Pionier-Bataillon Nr. 11 (Hannoversch Münden), Pionier-Kompanie 205 Kurhessisches-Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 11 aus Marburg (ab 1918) Fliegerabteilungen 300 „Pascha“, 301 und 302 (aufgestellt bei Flieger-Ersatz-Abteilung Breslau-Brieg), 303 (FEA Altenburg), 304 b (FEA 1 b Oberschleißheim) und 305 (FEA Breslau), ab 1918 Jagdstaffel 55 (später umbenannt in Jagdstaffel 1 F) Gebirgs-Blinker-Züge 27 (ab 1918) und 28, Nachrichtenabteilung Pascha II (seit 1918) Vermessungsabteilung 27 Sanitätsformationen. Darüber hinaus waren 1917/18 die Festungs-Eisenbahn-Baukompanie 11 und die Eisenbahnbetriebs-Kompanie 44/48 auf der Hedschasbahn eingesetzt. Oberbefehlshaber des Asien-Korps war zunächst der General der Artillerie Friedrich Freiherr Kreß von Kressenstein (1870-1948) als Kommandeur des 1. Türkischen Expeditionskorps und späterer Stabschef der 4., 7. und 8. Türkischen Armee (Heeresgruppe F). Von Juli 1917 bis Februar 1918 folgten ihm in dieser Funktion der General der Infanterie und zugleich Kaiserlich Osmanische Marschall Erich von Falkenhayn (1861-1922) und von Februar 1918 bis November 1918 der General der Kavallerie Otto Liman von Sanders (1855-1929). Exkurs: Österreichisch-ungarische Truppen in Palästina Als österreichisch-ungarische Kontingente kämpften 1916 in der türkischen Suez-Offensive die k.u.k. 24cm Motor-Mörser-Batterie No. 9 und die k.u.k. 15cm Haubitzbatterie No. 36. Vom Sommer 1916 bis zum Kriegsende 1918 nahmen das k.u.k. Gebirgsartillerieregiment No. 4 aus Budapest, das k.u.k. Gebirgsartillerieregiment No. 6 aus Kassa sowie Transport-Einheiten, Sanitäts-Einheiten u. a. unter Major Adolf Wilhelm Marno von Eichenhorst (1877-) als „k.u.k. Gebirgshaubitzdivision von Marno“ und Hauptmann Wladislaw Ritter von Truszkowski († 1917 in Gaza) als „k.u.k. Gebirgshaubitzabteilung in der Türkei (idT)“ (später „k.u.k. Feldhaubitzabteilung idT“) an den Kämpfen in Palästina teil. Zivile österreichische Missionen wurden von dem Orientalisten und Theologen Alois Musil (1868-1944; Kontakte zu arabischen Fürsten) und dem Biologen Victor Pietschmann (1881-1956; Lehrer einer Ski-Truppe) geleitet. Als sich Kaiser Franz Joseph am 26. Januar 1916 zur Entsendung von zwei Batterien Gebirgshaubitzen entschloss, war er von seiner eigenen Entscheidung offenbar nicht wirklich überzeugt, denn er soll später angemerkt haben: „Na ich glaub doch, die sehn wir nimmer!“ Zur 1917/1918 geplanten Entsendung eines k.u.k. Orient-Korps kam es nicht mehr, jedoch wurden die Truppen 1918 noch einmal verstärkt (k.u.k. 10 cm Kanonenbatterie Nr.20, k.u.k. Telegraphen-Kompanie Nr. 266, k.u.k. Telegraphen-Baukompanie Nr.49 u. a.). Insgesamt waren etwa 1.000 - überwiegend ungarisch-slowakische - Soldaten im Palästina eingesetzt. Österreichischer Militärbevollmächtigter in der Türkei war Feldmarschall-Leutnant Joseph Ritter von Pomiankowski (1866-1929). Geschichte Nach dem Bündnis zwischen der Türkei und Deutschland am 2. November 1914 erklärten England, Frankreich und Russland der Türkei den Krieg. Die türkischen Truppen konnten in Armenien, Mesopotamien und Südpalästina zunächst Erfolge erzielen. Pascha I Bereits 1914/15 waren deutsche Pionier-Truppen am Bau der Feld-Eisenbahn im Sinai zum Suezkanal beteiligt, die von der 4. Türkischen Armee unter der technischen Leitung von Heinrich August Meißner Pascha (1862-1940) errichtet wurde. Auch eine Marine-Hygieneexpedition wurde im Dezember 1914 unter Leitung des Hamburger Tropenmediziners Prof. Dr. Peter Mühlens (1873-1943) zusammengestellt. Sie arbeitete zusammen mit den türkischen Sanitätsstellen daran, die beim Wasser- und Wegebau in der Wüste auftretenden Infektionskrankheiten wie Rückfallfieber, Flecktyphus, Typhus, Abdominaltyphus, Paratyphus, Amöbenruhr, Bakterienruhr und Cholera einzudämmen. Schutzimpfungsstoffe gegen Typhus und Cholera wurden in Jerusalem aus landestypischen Erregerstämmen selbst hergestellt. Bei der Pflege in den Lazaretten halfen deutsche Borromäerinnen und Kaiserswerther Diakonissen aus Jerusalem. Um die türkischen Streitkräfte effektiver durch Kriegsmaterial, deutsche Offiziere zur Truppenführung, Militärflieger und Truppenkontingente zu unterstützen, wurde 1916 ein deutsches „Asien-Korps“ zusammengestellt. Mitte Januar 1916 unternahm Oberst Kreß von Kressenstein mit einigen Offizieren des Generalkommandos einen Inspektionsritt durch die Wüste bis nahe an den Suezkanal. Im März 1916 traf das Expeditionskorps Pascha I über die Etappenstrecke Balkan-Konstantinopel-Taurus-Aleppo-Damaskus-Jerusalem-Wüste auf der Sinai-Halbinsel ein. Am 1. April 1916 wurde die Fliegerabteilung 300 „Pascha“ unter Führung von Hauptmann Hellmuth Felmy (1885–1965) mit 14 Flugzeugen vom Typ Rumpler C.I in Beerscheba stationiert. Im April bezogen auch die ersten deutschen und österreichischen Truppen Quartier in Beerscheba. Die Fliegerabteilung wurde in den Nordsinai verlegt: im Juni in das Wadi al-Arisch und im Juli nach Bir el-'Abd. Da sich das Eintreffen der deutschen Truppen verzögerte, fand die geplante Großoffensive gegen den Suezkanal erst in der Juli-Hitze 1916 statt und misslang. Die türkisch-deutschen Truppen wurden im nach der Schlacht von Bir Romani (3.-5. August) nach Palästina zurückgeworfen. Die Fliegerabteilung 300 wurde ab Oktober wieder nach Beerscheba und im Januar 1917 nach Ramla verlegt. Im Frühjahr 1917 siedelte das deutsche Hauptquartier nach Tell esch-Scheria (Gerar) über; am 26. März und 17. April wurden von den Türken im Gebiet von Gaza zwei Schlachten gegen die Briten unter General Edmund Allenby gewonnen. Pascha II Als Bagdad am 11. März 1917 von den Briten eingenommen war, stand das Osmanische Reich vor der Niederlage. Deutschland verstärkte nun die Militärunterstützung. Um die türkische Armee zu stabilisieren, wurde die Heeresgruppe F mit einem fast ausschließlich deutschen Generalstab aufgebaut (sogenanntes Unternehmen Blitz, türkisch Yılderım Orduları Grubu). Im August 1917 wurde von der Obersten Heeresleitung über den Balkan und Konstantinopel ein deutsches Expeditionskorps Pascha II unter Generalmajor Werner von Frankenberg zu Proschlitz (1868-1933) in den Nahen Osten geschickt, um ein weiteres Vordringen der Briten aufzuhalten. Eigentlich sollen die deutschen Truppen helfen, Bagdad von den Briten zurückzuerobern, doch im Oktober 1917 wurde dieses Ziel aufgegeben. Die Soldaten wurden zur Frontsicherung nach Palästina verlegt, um dort den englischen Vormarsch zu stoppen. Die türkisch-deutschen Truppen wurden von den Briten und arabischen Milizen unter Führung von Thomas Edward Lawrence („Lawrence von Arabien“) attackiert. Zur weiteren Luftunterstützung wurden der Heeresgruppe F im September 1917 die Fliegerabteilungen 301-305 und die Jagdstaffel 55 mit insgesamt 55 Flugzeugen zugeteilt. Es waren zweisitzige Flugzeugtypen wie die Aufklärer AEG C.IV oder Albatros C.III, die Jagdflugzeuge Pfalz E.I, Pfalz E.II oder Albatros D.III und der Aufklärer oder Bomber Rumpler C.I in Gebrauch. Im September 1917 brach die Sinai-Front zusammen. Ende Oktober 1917 waren die Fliegerabteilungen in es-Sawafir, Ramla, et-Tina (in der Nähe des heutigen Kiryat Malachi) und Iraq el-Manschiye (ebenfalls in derselben Gegend) stationiert. Allenby schlug die Osmanen am 31. Oktober - mit dem letzten erfolgreichen Kavallerieangriff der Geschichte - in Beerscheba und am 7. November in Gaza. Die deutschen Fliegerabteilungen wurden damals in den Norden Palästinas zurückgezogen: nach Bethlehem-Waldheim (heute Allone Abba zwischen Haifa und Nazareth), Dschenin, Samach am See Genezareth (heute Wüstung in der Nähe des Kibbuz Ma'agan), Merhavya (el-Fule) bei Afula in der Nähe von Nazaret. Auch in Dar'a (Südsyrien) waren 10 Flugzeuge zusammen mit der türkischen Flugabteilung 14 im Einsatz gegen die arabischen Milizen. Nach den Niederlagen der Türken wurde Jerusalem am 9. Dezember 1917 und den folgenden Tagen von den türkischen Truppen geräumt, auch das deutsche Oberkommando verließ sein Hauptquartier auf dem Ölberg im Auguste-Viktoria-Hospital und zog sich nach Nazaret zurück. Dort war das Hauptquartier von Dezember 1917 bis September 1918. Das k.u.k. Etappengruppenkommando und das k.u.k. Feldpostamt Nr. 452 befanden sich 1917-1918 in Aleppo. Zwischen Dezember 1917 und April 1918 gab es Stellungskämpfe in Mittelpalästina, von April bis September 1918 auch Kämpfe im Ostjordanland. Die deutschen Truppen in Palästina wurden noch einmal verstärkt; es befanden sich insgesamt etwa 16.000 deutsche Soldaten in Palästina. Im April und Mai 1918 kamen dabei auch das 1. Masurische Infanterie-Regiment Nr. 146 unter Generalmajor Frithjof Freiherr von Hammerstein-Gesmold (1870-1944) und von Mai bis Juli das Kurhessische-Reserve-Jäger-Bataillon Nr. 11 („Marburger Jäger“) unter Major von Menges zum Einsatz. Die deutschen Fliegerabteilungen wurden in dieser Zeit zum Teil nach Amman, Rayak, Aleppo, Hama und Homs verlegt. Niederlage und Rückzug Die Niederlage der türkisch-deutschen Armee in Palästina und Mesopotamien war nicht aufzuhalten. Nach der Palästinaschlacht, die am 19. September 1918 begann (Schlacht von Megiddo am 20. September) und der Einnahme von Damaskus zogen sich die Truppen immer weiter zurück. Zahlreiche kleinere deutsche Verbände des Asienkorps mussten sich während des militärischen Zusammenbruchs des Osmanischen Reichs auf eigene Faust durchschlagen, um das nackte Leben zu retten. Ihr Gegner Thomas E. Lawrence setzte den deutschen Abteilungen folgendes Denkmal: „Sie waren zweitausend Meilen von ihrer Heimat entfernt, ohne Hoffnung in fremdem unbekannten Land, in einer Lage, verzweifelt genug, um auch die stärksten Nerven zu brechen. Dennoch hielten ihre Trupps fest zusammen, geordnet in Reih und Glied, und steuerten durch das wild wogende Meer von Türken und Arabern wie Panzerschiffe, schweigsam und erhobenen Hauptes. Wurden sie angegriffen, so machten sie halt, gingen in Gefechtsstellung und gaben wohlgezieltes Feuer. Da war keine Hast, kein Geschrei, keine Unsicherheit. Prachtvoll waren sie“. Die Fliegerabteilungen wurden Anfang Oktober auf dem Rückzug bis auf eine, die in Hama verblieb, nach Muslimiya bei Aleppo und schließlich nach Adana verlegt. Hier starb der letzte, posthum mit dem Orden Pour le Mérite ausgezeichnete Kommandeur des Asien-Korps, Oberst Gustav von Oppen, an der Cholera. Am 30. Oktober 1918 kapitulierte die Türkei und schloss zum 31. Oktober 1918 den Waffenstillstand von Mudros (auf Limnos), der den deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen freies Geleit zusicherte. Das deutsche Asien-Korps wurde nach der Kapitulation mit der anatolischen Eisenbahn nach Konstantinopel transportiert und dort mit den anderen deutschen Soldaten interniert. Die deutschen Soldaten kehrten teils über das Schwarze Meer und die Ukraine und teils ab Januar 1919 über das Mittelmeer nach Deutschland zurück. Die österreichischen Rückkehrer trafen über Triest am 24. Januar 1919 in Wien ein. Kriegsgräber der gefallenen Soldaten befinden sich insbesondere in Bagdad, Jerusalem, Nazareth, Aleppo, Damaskus und auf englischen Soldatenfriedhöfen. Fliegerdenkmale für gefallene deutsche Piloten im Ersten Weltkrieg stehen in Dschenin (Palästina) an der Straße nach Nazareth sowie auf dem Templer-Friedhof in Haifa. Bedeutung für Archäologie, Kunstgeschichte und Kartografie Von den Städte- und Landschaftsaufnahmen der Fliegerabteilung 304 des Asien-Korps sind noch 2.872 Glasplatten im Bayerischen Hauptstaatsarchiv, Abt. IV Bayerisches Kriegsarchiv, in München erhalten. Ihre wissenschaftliche Auswertung ist heute wichtig für die Luftbildarchäologie. Auch die 1916 durch Mayor a. D. Hans von Ramsay in 4 Blättern aufgenommene Karte von Südpalästina und dem Sinai (1:250.000) sowie die 1917/18 von der Vermessungsabteilung 27 gefertigten topografischen Karten (39 Blätter 1:50.000, 7 Blätter 1:25.000, 1 Karte 1:100.000) werden zur Klärung wissenschaftlicher Fragen herangezogen. Der Archäologe Theodor Wiegand (1864-1936) war als Hauptmann der Landwehrartillerie in Damaskus stationiert und leitete ein Deutsch-Türkisches Denkmalschutzkommando, das während des Palästina-Feldzuges 1916-1918 u. a. in Damaskus, Petra und im Sinai zahlreiche wissenschaftliche Vermessungen und Bauaufnahmen antiker Denkmäler durchführte. In der Zusammenarbeit mit Wiegand empfing auch der österreichische Kunsthistoriker Hans Sedlmayr (1896-1984), der als Artilleriebeobachter zur Österreichischen Orientarmee abkommandiert worden war, viele Anregungen. Paul Otto Felix Freiherr Kreß von Kressenstein (* 13. September 1850 in Germersheim; † 19. Februar 1929 in München) war ein bayerischer Kriegsminister und Generaloberst. Leben Familie Otto entstammte dem alten Nürnberger Patriziergeschlecht Kreß von Kressenstein. Die Familie gehörte nach dem Tanzstatut zu den neuen ratsfähigen Geschlechtern in der freien Reichsstadt und war über Jahrhunderte im Stadtrat vertreten. 1530 erhielten die Kreß von Kaiser Karl V. eine Adelsbestätigung mit dem Prädikat von Kressenstein. 1817 wurde sie bei der Freiherrenklasse der Adelsmatrikel im Königreich Bayern eingetragen. Joseph Freiherr Kreß von Kressenstein (* 1821), der Vater von Otto, starb am 6. Februar 1871 als bayerischer Major an den Folgen einer schweren Verwundung, die er im Deutsch-Französischen Krieg erlitten hatte. Seine Mutter Karoline Sophie (* 1824; † 1910), Tochter eines bayerischen Offiziers und Ehrendame des bayerischen Theresienordens, war eine geborene von Stetten. Otto war das zweite von drei Kindern des Paares. Seine ältere Schwester Anna Eugenie Emilie (* 1849) heiratete den späteren bayerischen Oberst und Kämmerer Franz Freiherr von Tautphöus. Sein jüngerer Bruder Friedrich Anton Karl Freiherr Kreß von Kressenstein (* 1855) starb 1920 als bayerischer General der Infanterie. Militärischer Werdegang Kreß besuchte die Kadettenschule in München, die er 1869 erfolgreich abschloss. Er trat anschließend als Offiziers-Aspirant in das 2. Chevaulegers-Regiment „Taxis“ der Bayerischen Armee in Bamberg ein und nahm als Unterleutnant 1870 am Krieg gegen Frankreich teil. Dort war er an den Kämpfen bei Weißenburg, Wörth, Toul und Sedan und der Belagerung von Paris beteiligt. Im Mai 1871 erhielt er das Eiserne Kreuz II. Klasse für besondere Tapferkeit. Mit 23 Jahren wurde Kreß zum Oberleutnant befördert und als Regimentsadjutant verwendet. Von 1874 bis 1877 absolvierte er die Kriegsakademie, die ihm die Qualifikation für den Generalstab, die Höhere Adjutantur und das Lehrfach aussprach. Es folgten wechselnde Verwendungen im Truppen- und Generalstabsdienst. 1885 wurde er zum Hauptmann im Generalstab befördert und ab 1888 befehligte er eine Eskadron im 2. Schwere-Reiter-Regiment „Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este“. 1897 übernahm er das Kommando des 6. Chevaulegers-Regiment „Prinz Albrecht von Preußen“ in Bamberg, das ein halbes Jahrhundert vorher schon sein Großvater geführt hatte, und formte es zu einem Eliteregiment. Nach seinen Vorstellungen hatte die Kavallerie abgesessen zu kämpfen und nach infanteristischen Grundsätzen sollte auch ihre Ausbildung erfolgen. Die Wirkung der modernen Schnellfeuerwaffen verbot seiner Ansicht nach die im Reglement vorgeschriebenen Reiterattacken. Als Generalmajor kommandierte Kreß vom 26. Januar 1902 bis 10. März 1904 die 4. Kavallerie-Brigade und wurde mit der anschließenden Beförderung zum Generalleutnant Inspekteur der Kavallerie. Vom 19. April 1906 bis 21. Mai 1910 hatte er das Kommando über die 1. Division. Als General der Kavallerie und Kommandierender General des III. Armee-Korps in Nürnberg konzentrierte er seine Tätigkeit auf die Schulung des Zusammenwirkens der einzelnen Waffengattungen. Am 16. Februar 1912 übernahm Kreß die Leitung des Kriegsministeriums als Nachfolger von Carl von Horn. Neben der obersten Kommandogewalt im Heer wurde ihm damit gleichzeitig die Führung der Heeresverwaltung und des Militärkabinetts übertragen. In der Regierung und im Parlament vertrat er entschieden die Belange des Heeres. Kreß trat aber auch für eine gute, menschliche Behandlung der Soldaten ein und zeigte Verständnis für die Arbeiter in den Rüstungsbetrieben. Daher besaß er auch das Vertrauen der bayerischen Sozialdemokraten, die ihn öfters im Parlament stützten. Während des Ersten Weltkrieges kam es wegen der Innenpolitik zu Spannungen im Kabinett, die schließlich zum Ausscheiden des Innenministers führten. Auch das Verhältnis zum Reich gestaltete sich schwierig, da die Maßnahmen, die mit der Dauer des Krieg erforderlich wurden, Bayern immer stärker belasteten. So litt auch das Verhältnis zu König Ludwig III., was zum Rücktritt von Kreß als Kriegsminister führte. Am 8. Dezember 1916, nach einer weiteren Meinungsverschiedenheit im Kabinett, legte er sein Amt nieder. König Ludwig III. ernannte ihn kurze Zeit später zum Inhaber des 6. Chevaulegers-Regiment „Prinz Albrecht von Preußen“ und ehrte ihn mit weiteren Auszeichnungen. Im Ruhestand ließ er sich in München nieder und beschäftigte sich intensiv mit militärischer Fachliteratur. Kreß verstarb nach längerer Krankheit 78-jährig in München. Er wurde in Kraftshof bei Nürnberg in der Kreßschen Familiengruft beigesetzt. Ehe und Nachkommen Otto Kreß von Kressenstein heiratete 1879 in Würzburg Karoline Johanna von Orff (* 1855; † 1912), die Tochter des Generals Karl von Orff. Mit ihr hatte er zwei Söhne, die ebenfalls die Offizierslaufbahn einschlugen. Franz Otto (* 1881; † 1957), der jüngere Sohn, wurde General der Kavallerie und kommandierte von 1936 bis 1938 das XII. Armeekorps der Wehrmacht. Ehrungen Georg Fürst widmete Otto Kress von Kressenstein den Marsch General Freiherr von Kress-Marsch.